Der Göttinger Religionswissenschaftler Alexander-Kenneth Nagel fordert, für die Bewältigung der zunehmenden Umweltprobleme theologische Forschungen zur Apokalypse einzubeziehen. Der Vorteil apokalyptischer Szenarien aus der Bibel sei ihre Wucht, sagte Nagel der Zeitschrift "Publik-Forum" (Ausgabe vom 27. August). Die Botschaft sei: "Leute, nehmt es wirklich ernst." Die Apokalyptik habe das Potenzial, "den eigenen Blick zu weiten, sich die Verhältnisse ganz anders vorzustellen".
Konsequenzen unseres Lebensstils tragen
Im gleichen Sinne argumentiert auch Gregor Taxacher vom Institut für Katholische Theologie der Technischen Universität Dortmund. "Wir haben eine Situation, in der die Gesellschaft sich revolutionieren muss", sagte er "Publik-Forum". Auch wenn das "Klein in Klein" der demokratischen Diskussion gebraucht werde, reiche es nicht, "nur Elektroautos zu fördern". Nötig sei eine systemkritische Reflexion, die Beharrungskräfte hinterfrage. Es gehe darum, "dass wir die Konsequenzen unseres eigenen Lebensstils tragen", so der Theologe. Die biblischen Apokalyse-Vorstellungen seien nicht so zu verstehen, "dass da Gott einfach dreinschlägt, weil ihm der Kragen geplatzt ist".
"Apokalypse ist jetzt"
Heute brauche man apokalyptisches Denken. "Apokalypse ist jetzt, weil wir die Möglichkeit haben, uns selber zu vernichten", so Taxacher. Er fügte hinzu: "Der Mensch hat sich in eine permanente Endzeit gebracht, die kann er nicht mehr loswerden. Es geht um alles oder nichts."