domradio.de: Segnungsfeiern für gleichgeschlechtliche Paare und für Partnerschaften von Geschiedenen - geht das aus katholischer Sicht überhaupt?
Monsignore Prof. Peter Schallenberg (Moraltheologe, Theologische Fakultät Paderborn): Da würde ich differenzieren. Eine Segnungsfeier für homosexuelle Paare geht nach katholischer Lehre nicht. Die katholische Kirche sagt, dass die Sexualität in der gegengeschlechtlichen Ehe ihren Raum haben soll. Gleichgeschlechtliche Partnerschaften als sexuelle Gemeinschaften lehnt die Kirche ab. Wegen der katholischen Lehre ist es schwierig, in dem Fall von einer Segnung zu sprechen. Man müsste dann schauen, was unter Segnung zu verstehen sein soll. Es geht aber nicht um eine Diskriminierung von Menschen mit homosexueller Neigung.
Eine Segnung von wiederverheiratet Geschiedenen würde ich etwas anders betrachten. In begründeten Fällen kann es da Ausnahmen geben. So ist der derzeitige Stand. Wir sagen da, dass wir ein Gebet sprechen. Aber nicht öffentlicher Weise, um nicht den Eindruck zu erwecken, dass es sich um eine sakramentale Wiederverheiratung handelt. Aber das passiert so, dass man versucht, einen neuen Anfang zu setzen.
domradio.de: Bischof Oster kritisiert, dass das ZdK unehrlich argumentiere. Man hätte lieber offen fordern sollen, dass auch die praktizierte Sexualität in nichtehelichen Beziehungen endlich gutgeheißen - also gesegnet – werden möge. Ist das der Kern der Debatte?
Schallenberg: Vermutlich ja. Es geht uns - weder Ihnen noch mir - ja nicht darum, der ein oder anderen Seite in diesem Streit Recht zu geben. Das ist ja auch nicht unsere Kompetenz. Es geht darum, zu klären, was unter Segnung zu verstehen ist und wie die katholische Lehre sexuelle Gemeinschaften beurteilt. Da ist es so, dass vorehelicher und außerehelicher Geschlechtsverkehr nicht der Lehre entsprechen. Da sagt das ZdK - sicher mit einer gewissen Berechtigung -, dass das ein weiter Abstand zur Lebenswirklichkeit ist. Die allermeisten, selbst Katholiken, haben vor der Eheschließung sexuelle Beziehungen. Außerdem gibt es viele außereheliche und homosexuelle Beziehungen. Da ist jetzt die Frage, wie man da Brücken baut. Darüber kann man lange streiten. Heißen wir gut, was in anderen als ehelichen Beziehungen geschieht, oder sagen wir, dass das ganz falsch ist? Oder schauen wir den Einzelfall an, um zu sagen, dass es da einen Entwicklungsschritt hin zu beständiger und treuer Liebe gibt? Das ist die Aufgabe der Pastoral und der Kongretion. Der Streit geht wahrscheinlich darum, ob es eine Möglichkeit gibt, die Beziehung von Menschen außerhalb einer Ehe oder in homosexueller Partnerschaft als Weg hin zu Gott zu verstehen.
domradio.de: War es überhaupt klug vom Zentralkomitee, sich auf einen bestimmten Standpunkt festzulegen - auch wenn dieser von einer Mehrheit vertreten wird?
Schallenberg: Ich hab nicht zu beurteilen, ob das klug oder unklug ist. Ich würde sagen, dass es im Augenblick eine aufgeheizte Atmosphäre gibt, in der man möglicherweise dazu neigt, Ansprüche abzustecken und hier und da einen kleinen Schützengraben aufzuwerfen und zu sagen, dass die entsprechende Linie auf jeden Fall durchgezogen werden muss. Wir sind zwischen zwei Synoden im Vatikan, die sich mit dem Thema Ehe und Familie beschäftigen. Wir wissen, dass die Themen wiederverheiratet Geschieden und gleichgeschlechtliche Partnerschaften wichtig sind.
In einer solchen Situation die Diskussion anzuheizen, ist zumindest ein riskantes Manöver. Möglicherweise gibt es dann auf der anderen Seite Verhärtungen und am Ende gehen doch Verlierer vom Platz - nämlich die, die ihre Vorstellungen nicht haben durchsetzen können. Ich fürchte mit Blick auf die Synode ohnehin, dass am Ende die Enttäuschung groß sein wird. Die Erwartungen sind ja immens. Und ich glaube nicht, dass es zu einer wesentlichen Änderung der kirchlichen Lehre kommen wird. Vielmehr müsste man mit Blick auf gescheiterte Beziehungen und Ehen schauen, was dort an Begleitung geschehen kann. Dass es von Seite der katholischen Kirche zu einem Gutheißen von homosexuellen Partnerschaften kommt, kann ich persönlich mir nicht vorstellen.
Die Fragen stellte Aurelia Rütters.