Der Würzburger Liturgiewissenschaftler Martin Stuflesser sieht eine Instrumentalisierung von Weihnachten in der Debatte um Corona-Schutzmaßnahmen. "Nach dem Motto: Wenn Ihr nicht brav seid, dann kommen wir mit der Rute und nehmen Euch Weihnachten", sagte Stuflesser im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Bemerkenswert sei zudem die Sprachwahl von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), die immer wieder von der dunklen Zeit spreche, durch die die Menschen gehen müssten. "Um am Ende ist dann das helle Licht Weihnachten, quasi als Geschenk."
Grundsätzlich sieht der Theologe derzeit den Willen, die Fehler von Ostern nicht zu wiederholen. Da seien viele Dinge falsch gelaufen, sagte Stuflesser mit Blick auf die Corona-Einschränkungen. Der Wunsch, dass sich das nicht wiederhole, verbinde Politik und Kirche. Die Bundesregierung reagiere deutlich maßvoller, wenn es um die Gottesdienstfrage gehe, im Gegensatz etwa zu Österreich. "Nicht auszudenken, was passieren würde, wenn die Menschen an Weihnachten an geschlossenen Kirchentüren rütteln müssten", so der Professor von der Universität Würzburg. (KNA, 25.11.2020)