Theologen fordern innerkirchliche Auseinandersetzung mit der AfD

 (DR)

Die Theologieprofessorin Marianne Heimbach-Steins hat die Katholiken dazu aufgefordert, sich in der Diskussion über den Umgang mit der AfD auch mit rechtspopulistischen und rechtsextremen Positionen in der katholischen Kirche selbst auseinanderzusetzen. In der Debatte bestehe manchmal die Gefahr, "dass wir nur nach außen gehen", sagte die Leiterin des Instituts für Christliche Sozialwissenschaften an der Universität Münster am Samstag in Frankfurt am Main auf der Tagung "Kirche, Theologie und AfD". Die katholische Theologin betonte, dass auch die innerkirchliche Diskussion "besonders wichtige Aufmerksamkeit" verlange. Nötig sei dazu eine theologische und politische Positionierung.

Hubert Wissing vom Generalsekretariat des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) plädierte dafür, in der innerkirchlichen Diskussion «die Gesprächsfäden nicht zu früh zu kappen». Das ZdK stehe in der großen Verantwortung, die Katholiken in Deutschland möglichst breit zu repräsentieren, sagte der Leiter der ZdK-Arbeitsgruppe "Kirche und Gesellschaft".

Positionen der AfD fänden sich auch innerhalb der Gemeinden, sagte Andreas Belz von der Bundesarbeitsgemeinschaft Kirche und Rechtsextremismus. "Wir müssen auch hinter der eigenen Tür kehren", sagte der Mitarbeiter des Diözesanverbands des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) in Mainz. Belz plädierte dafür, sich auf die Menschen in den Gemeinden zu konzentrieren, "die wir noch erreichen".

Die Theologin Heimbach-Steins forderte im Umgang mit AfD-Positionen dazu auf, zwischen Sympathisanten, Mitgliedern und Funktionären zu unterscheiden. So könne man zum Beispiel bei Protestwählern versuchen, Zweifel zu säen.

Der Direktor der Katholischen Akademie des Bistums Dresden-Meißen, Thomas Arnold, erklärte, dass die Kirche die Verunsicherung vieler Menschen ernst nehmen und auch Raum für einen ordentlichen Streit bieten sollte. Dabei sei es aber wichtig, dass Haus- und Diskussionsregeln erstellt und auch durchgesetzt würden.

Entschieden wandten sich die Diskussionsteilnehmer gegen eine Vereinnahmung des evangelischen Theologen und Widerstandskämpfers Dietrich Bonhoeffer durch AfD-Funktionäre. Belz erklärte, er gehe davon aus, dass die Evangelische Kirche in Deutschland darauf reagieren werde. AfD-Politiker vergleichen den Widerstand Bonhoeffers gegen die NS-Diktatur mit ihrer eigenen Rolle in der heutigen Gesellschaft.

Die Diskussionsteilnehmer wiesen auch darauf hin, dass die Positionierung des Ökumenischen Kirchentags zur AfD noch offen sei.

Er findet im Mai 2021 in Frankfurt statt. Der Deutsche Evangelische Kirchentag 2019 in Dortmund hatte sich gegen AfD-Vertreter auf seinen Podien entschieden, der Katholikentag 2018 in Münster hatte sich der Diskussion mit einem AfD-Politiker gestellt. (epd/19.1.2020)