NRW-Kirchen rufen zu Hoffnung und Engagement auf

Theologen verurteilen antisemitische Angriffe

Gerade in Corona-Zeiten können Glaube und christliche Werte Halt und Hoffnung geben, ist die Botschaft der diesjährigen Pfingstpredigten. Schwerpunkt ist auch ein Appell für Miteinander und gegen Antisemitismus.

Christentum ist ohne das Judentum undenkbar / © Carsten Koall (dpa)
Christentum ist ohne das Judentum undenkbar / © Carsten Koall ( dpa )

Zum zweiten Pfingstfest in der Corona-Pandemie haben die Kirchen in Nordrhein-Westfalen zum Miteinander und zu einer klaren Positionierung gegen Antisemitismus aufgerufen. Die westfälische Präses, Annette Kurschus, verurteilte die antisemitischen Angriffe in Deutschland. Aktuell müssten sich Juden in Deutschland vor "dumpfem Hass und roher Gewalt" fürchten, sagte die evangelische Theologin am Montag in ihrer Pfingstpredigt in der Zionskirche in Bielefeld. "Bis heute ist das in Deutschland eine empörende und verstörende Wirklichkeit. Immer noch. Und wieder neu."

Christliche Glaubensgeschichte ohne Judentum undenkbar

Der Lippische Landessuperintendent Dietmar Arends rief zu einer klaren Positionierung gegen jede Art von Antisemitismus auf. Die christliche Glaubensgeschichte und Kirche seien ohne das Judentum nicht denkbar, erklärte der evangelische Theologe. "Auch deshalb muss uns jede Form von Antisemitismus, wie wir sie in diesen Tagen wieder auf schlimme Weise verstärkt erleben, zutiefst selbst schmerzen. Und wir müssen dem mit aller Entschiedenheit entgegentreten."

Traum von der Teilhabe

Der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Thorsten Latzel, warnte vor der Ausbeutung und Unterdrückung von Menschen durch die Mächtigen dieser Welt, wie etwa beim Bau der Fußballstadien für die Weltmeisterschaft 2022 in Katar. An Pfingsten setze Gott imperialem Denken und einer "gnadenlos geschichteten Gesellschaft" etwas anderes entgegen, erklärte der Präses in seiner Pfingstbotschaft. "Einen Traum, an dem alle teilhaben."

Im Dialog bleiben

Der Kölner Erzbischof Rainer Maria Woelki rief Christinnen und Christen im Domradio dazu auf, im Dialog zu bleiben. "Ich hab den Eindruck, unsere ganze Gesellschaft driftet immer mehr auseinander", sagte der Kardinal. Es sei wichtig, "eine neue Sprache miteinander zu finden, durch die wir einander wirklich hören und verstehen." Das sei nur möglich, wenn gegenseitige Verachtung überwunden werde. Der Heilige Geist helfe "Spannungen und Gegensätze, manchmal sogar Widersprüche auszuhalten und trotzdem im Dialog zu bleiben."

Respektvoller Umgang

Der Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker rief zu einem Geist des "guten und respektvollen Umgangs" miteinander auf. Die Ermüdung durch die langen Monate der Pandemie sitze tief, sagte Becker. Aber: "Der Geist Jesu Christi wird uns die Kraft schenken, das Leben zu meistern und es neu und frisch weiterzugeben."

Offenheit und Zuversicht

Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck rief zur gesellschaftlichen Offenheit auf. In einer Welt voller Paradoxien und Überraschungen gebe es keine einfachen Schwarz-Weiß-Antworten, sagte Overbeck am Pfingstsonntag im Essener Dom.

Der Aachener Bischof Helmut Dieser forderte zu Reflektion und Zuversicht auf. Er sehe aktuell viel Misstrauen, Polarisierung, Streit und Aggressivität, Ungleichheit und Unrecht in der Welt, sagte Dieser am Sonntag im Aachener Dom. Doch das Pfingstfest fordere zum Nachdenken auf: "Wollen wir eine verbissene, misstrauische, in sich rivalisierende Kirche sein oder werden wir dem Geist trauen, der uns in vielen Sprachen Jesu Werk weitertragen und aus dem Vollen schöpfen lässt?" Das Werk Jesu könne gemeinsame Zuversicht schenken.

Fest des Heiligen Geistes

Pfingsten ist das "Fest des Heiligen Geistes" und nach Weihnachten und Ostern das dritte Hauptfest des Kirchenjahres. Der Name geht auf das griechische Wort "pentekoste" (der fünfzigste) zurück, weil das Pfingstfest seit Ende des vierten Jahrhunderts fünfzig Tage nach Ostern gefeiert wird. Pfingsten wird auch als "Geburtstag der Kirche" und Beginn der weltweiten Mission verstanden.

 

Annette Kurschus, Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen / © Thomas Frey (dpa)
Annette Kurschus, Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen / © Thomas Frey ( dpa )

 

Thorsten Latzel / © Hans-Juergen Bauer (dpa)
Thorsten Latzel / © Hans-Juergen Bauer ( dpa )

 

Kardinal Woelki (DR)
Kardinal Woelki / ( DR )

 

Bischof Franz-Josef Overbeck / © Lars Berg (KNA)
Bischof Franz-Josef Overbeck / © Lars Berg ( KNA )

 

Erbzischof Hans-Josef Becker / © Andreas Kühlken (KNA)
Erbzischof Hans-Josef Becker / © Andreas Kühlken ( KNA )
Quelle:
epd