Bei der Jahresversammlung des Gremiums kritisierte der Erfurter Fundamentaltheologe die derzeitigen Bewertungsmaßstäbe für wissenschaftliche Leistungen. Berücksichtigt würden nur Veröffentlichungen in Fachpublikationen; Beiträge in anderen Medien spielten keine Rolle. Gabels Stellvertreter beim Fakultätentag, der Paderborner Philosoph Berthold Wald, sprach sich dafür aus, auch Beiträge zu wichtigen gesellschaftlichen Streitfragen wie der Stammzellforschung zu würdigen.
Wanke: Unbehagen vor dem Feuilleton
Bei dem Treffen rief auch der Erfurter Bischof Joachim Wanke die Theologen zur stärkeren Beteiligung an den öffentlichen Debatten auf.
Wenn es dabei um religiöse Fragen gehe, würden solche Diskussionen derzeit oft von Intellektuellen geführt, die keine Theologen seien.
Theologische Experten hätten bestenfalls eine sekundäre und nachträglich klärende Funktion. Sie nähmen meist die von anderen in die Debatte gespielten Themen und Stichworte nur auf. Als Grund vermutete Wanke ein weit verbreitetes Unbehagen unter Theologen, sich auf das Niveau des Feuilletons zu begeben.
Der Fakultätentag stellte auch ein neues Internetportal "www.katholische-theologie.info" vor. Ab Mitte März sind dort Informationen über Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten in Deutschland, Österreich und der Schweiz sowie weitere Beiträge zur katholischen Theologie abrufbar. Bundesweit gibt es derzeit mehr als 480 Professoren und 22.000 Studierende in dem Fach.
Theologen wollen sich mehr in Streitfragen einschalten
Gehör verschaffen
Die katholischen Theologen in Deutschland wollen sich über die Universitäten hinaus mehr Gehör verschaffen. Der neue Vorsitzende des Katholisch-Theologischen Fakultätentags, Michael Gabel, rief Hochschullehrer und Studierende am Dienstag in Erfurt auf, ihr Wissen verstärkt in die gesellschaftlichen Debatten einzubringen. So sollten sie außer in kirchlichen Akademien auch in Volkshochschulen präsent sein. Der Fakultätentag ist das Vertretungsgremium von 56 Fakultäten und theologischen Hochschulinstituten.

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