DOMRADIO.DE: Ihr beide studiert Evangelische Theologie und habt Anfang des Jahres einen Predigt-Podcast gestartet: "Wortkollektiv". Jeden zweiten Sonntag kann man eure Stimmen hören. Wie ist denn die Idee entstanden?
Friederike Nordholt: Ich hatte eigentlich immer Lust auf ein Kreativ-Projekt und hatte auch gerade Luft dafür. Und Svenja hatte einfach Lust, das Format Predigt irgendwie auf eine andere Art und Weise rauszubringen. Wir hatten dann überlegt, eine Video-Reihe oder sowas zu starten. Aber dann haben wir uns für einen Podcast entschieden.
DOMRADIO.DE: Ihr sagt selbst, dass es ein Experimentierfeld für Theologinnen und Theologen sein soll: Mit kreativen Ideen vor allem für die, die was zu sagen haben, und die, die gerne predigen. Außerdem soll es eine Plattform für eure eigenen Gedanken zu verschiedenen Themen sein. Welche sind das?
Svenja Nordholt: Das sind ganz verschiedene Themen. Das hängt vor allem davon ab, was die Gäste mitbringen. Wir laden eigentlich fast in jeder Folge auch einen Gast ein, der oder die dann die Predigt hält. Oft bringen diejenigen eigene Themen mit. Wir hatten zum Beispiel mal eine Folge zum Thema Antisemitismus oder einmal hatten wir eine Krankenhaus-Seelsorgerin zu Gast.
DOMRADIO.DE: Wie entscheidet ihr, wen ihr einladet?
Friederike Nordholt: Vor allem sind es Leute aus unserem Umfeld, die wir einfach schon kennen. Von denen wir wissen, wie sie auf der Kanzel sind, wie sie predigen. Und Leute, von denen wir denken: Okay, das könnte echt interessant sein. Zum Beispiel Krankenhaus-Seelsorge: Da hat man nicht so oft einen Einblick.
DOMRADIO.DE: Was ist denn das Theologische am Podcast?
Svenja Nordholt: Er ist insofern theologisch, als dass wir bei jeder Predigt natürlich einen Text haben, der zugrundeliegt. Und jeder Prediger, jede Predigerin bringt ihre eigene Theologie mit rein, legt den Text aus oder interpretiert ihn. Und in den Gesprächen, die wir vorher führen, lernen wir unsere Gäste kennen und hören, wie sie theologisch ticken, wie sie drauf sind sozusagen. Warum sie überhaupt Theologe oder Theologin geworden sind.
DOMRADIO.DE: Es gab auch schon mal eine Folge, da habt ihr Fragen beantwortet, die euch die Hörer gestellt haben. Für wen macht ihr den Podcast eigentlich und kommt der gut an?
Friederike Nordholt: Unsere Zielgruppe sind vor allem Leute, die der Kirche irgendwie nahestehen, die Interesse an den Themen haben. Das merkt man auch daran, dass unser Wortschatz schon kirchlich geprägt ist. Wir kriegen manchmal von Freunden außerhalb der kirchlichen Blase das Feedback, dass manche Wörter nicht so richtig verstanden werden. Da wird uns immer wieder klar: Okay, unsere Zielgruppe sind Leute, die damit etwas anfangen können, die da schon Verbindung zu haben. In dieser Zielgruppe, würde ich sagen, kommt der Podcast eigentlich gut an. Wir sind im Moment ungefähr bei 200 Downloads pro Folge. Das ist für uns einfach eine gute Zahl.
DOMRADIO.DE: Ist Predigen nicht irgendwie etwas Altmodisches? Was hat das in der heutigen Zeit zu suchen?
Svenja Nordholt: Ich finde Predigen überhaupt nicht altmodisch. Das Medium ist vielleicht in der Tat etwas angestaubt. Aber ich finde, generell ist das Wort das, womit wir uns ausdrücken. Das Wort ist ganz mächtig und darüber können wir eben ganz viel sagen. Und mit der Predigt kann man ja auch spielen, man kann ganz viel ausprobieren. Man kann kreativ sein, man kann ganz viele verschiedene Formen als Predigt verwenden. Und das finde ich überhaupt nicht altmodisch.
DOMRADIO.DE: Ihr beiden seid Frauen. In der evangelischen Kirche haben Frauen die Möglichkeit, zu predigen. In der katholischen Kirche geht das als Frau nicht so ohne Weiteres, da ist es den Geistlichen, Geweihten vorbehalten. Eine Gemeindereferentin zum Beispiel kann eine Katechese halten, aber Predigt wird es nicht genannt. Nehmen wir es in der evangelischen Kirche schon für zu selbstverständlich hin?
Svenja Nordholt: Für mich persönlich ist es in der Tat ganz, ganz selbstverständlich, weil ich das von Kind auf gar nicht anders kenne. Aber mir sind in Leipzig, wo ich studiere, auch ganz andere Frömmigkeitsformen begegnet. In der sächsischen Landeskirche ist die Frömmigkeit nochmal ganz anders als in West-Niedersachsen, wo wir herkommen. Da ist es in vielen Regionen in der evangelischen Kirche auch gar nicht so selbstverständlich, dass Frauen predigen. Sie dürfen es offiziell, aber es wird nicht so wirklich akzeptiert und da ist mir in Leipzig auch nochmal klar geworden, dass es tatsächlich gar nicht so selbstverständlich ist, dass Frauen das machen dürfen.
DOMRADIO.DE: Ihr habt es erst nicht offengelegt. Irgendwann kam es dann raus in einer Folge: Ihr seid Schwestern. Was hat das für Auswirkungen auf den Podcast?
Friederike Nordholt: Wir haben eigentlich eine ganz gute Aufteilung, was den Podcast angeht. Svenja macht vor allem die inhaltlichen Fragen: Wie ziehen wir den Podcast inhaltlich auf, was sind gerade die wichtigen Sachen, die wir besprechen möchten. Und ich bin eher dafür zuständig, zu klären, wie wir den Podcast produzieren, wie wir ihn rausbringen und was die Möglichkeiten sind, den Podcast voranzubringen. Das ist eigentlich eine super Zusammenarbeit, wo jeder seinen eigenen Bereich hat und wir uns sehr gut ergänzen.
DOMRADIO.DE: Wie viel lernt man über die eigene Schwester, wenn man zusammen den Podcast erstellt?
Svenja Nordholt: Ich lerne ganz oft noch mal ganz viel über meine Schwester Friederike, weil wir tatsächlich manche Gespräche, die wir jetzt führen, sonst gar nicht so führen im Alltag. Und da kommt dann manchmal noch was raus, was man gar nicht wusste. Das finde ich schon echt toll. Oder es ist auch manchmal einfacher, innerhalb dieses Mediums darüber miteinander zu sprechen, als wenn man einfach den anderen mal so aus dem Nichts heraus fragen würde. Und das Zweite: Ich lerne auch ganz viel, was Friederike so alles kann. Ich bin immer voll beeindruckt, weil sie die ganzen technischen Sachen macht. Und ja da kann ich immer sehr viel von ihr lernen.
Friederike Nordholt: Ich würde auch sagen, wir versuchen nicht nur, Leuten eine Plattform zu bieten, sondern wir bieten uns auch selber eine und das ist etwas ganz Schönes. Man macht natürlich viel zusammen, indem man zusammen arbeitet. Das ist sehr schön.
Das Interview führte Katharina Geiger.