"Ich glaube, so eine öffentliche Debatte auf einem Kongress wäre wichtig", sagte Haberer der "Süddeutschen Zeitung" (Wochenende). Gerade in Bayern habe der Staat massiv in die Privatsphäre der Menschen eingegriffen. Es habe viele Momente gegeben, in denen das Leben des Einzelnen stark beeinträchtigt worden sei: "Das kann man nicht undiskutiert so stehen lassen."
Haberer würde weiter zu Impfpflicht raten
Gerade die Jugend habe einen "zu hohen Preis" gezahlt, ergänzte Haberer. Sie selbst würde heute nur mehr in der äußersten Notlage empfehlen, die Schulen zu schließen. Medizinisch betrachtet würde sie aber im Notfall weiter auch zu einer Impfpflicht raten.
Wer allerdings jetzt, nachdem sich die gesundheitliche Bedrohung abgeschwächt habe, triumphal behaupte, endlich werde begriffen, dass es keine Impfung und keine Masken gebraucht habe, der übersehe die veränderte Lage. Am Anfang habe es eben keine Impfung gegeben und dafür die Sorge, dass sehr viele Menschen sterben könnten.
Auch sollte die Frage gestellt werden: "Wie hätte man die Menschen schützen können, ohne dass der Staat als erdrückender Machtfaktor wahrgenommen wird, der einfach durchregiert?"
Umsetzung teils schwierig
Aufgabe des Bayerischen Ethikrats sei es gewesen, Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und sein Kabinett zu beraten, erinnerte Haberer. "Wir haben versucht, konstruktiv auf die Regierung einzuwirken."
Die Staatsregierung habe etwa auch die Idee der Sommerschulen, bei denen Kinder verpassten Lehrstoff nachholen können, aufgegriffen. So wie die Kurse aufgesetzt worden seien, hätten sie sich allerdings als ein "ziemliches Verwaltungsmonster" entpuppt. Die Vorschläge des Rats seien aber öffentlich und nicht zensiert, so die Theologin. Jeder könne nachlesen, was das Gremium empfohlen habe, und vergleichen, was daraus geworden sei.