"Ich hoffe, dass die Nachdenklichkeit, die durch die Krise entstanden ist, länger anhält", sagte Anselm Grün im Interview der Zeitschrift "miteinander" des österreichischen Canisiuswerks. Manche Menschen würden sicher so weitermachen wie vorher. "Aber die Krise hat doch unsere Sicherheit erschüttert. Und das führt zu mehr Nachdenklichkeit."
Tiefe Erkenntnisse
Die Pandemie habe den Menschen neu mit seiner Sterblichkeit konfrontiert und ihn durch die verordnete Isolation zugleich auf sich selbst zurückgeworfen, so der Geistliche. Diese Erfahrung könne "in die Tiefe führen", biete aber auch Konfliktpotenzial etwa in Familien.
Einsamkeit und Isolation produktiv nutzen
Ordensleute seien gewissermaßen "Quarantäne-Experten", fügte Grün hinzu. Mönche seien immer schon gehalten, sich selbst auszuhalten und Techniken zu entwickeln, mit Einsamkeit und Isolation produktiv umzugehen. Eine klare Tagesstruktur, geregelte Tageszeiten und die bewusste Einteilung des Tages in Phasen der Nähe und der Distanz könnten auch etwa Familien helfen, gut durch die Pandemie zu kommen.
Mönchtum Lebensmodell der Zukunft
Schließlich zeigte sich Grün überzeugt, dass das Mönchtum auch in der Zukunft "ein wichtiges Lebensmodell" darstellen werde. Auch wenn die Zahl an Mönchen zurückgehe, tue dies der Faszination des Mönchtums keinen Abbruch. Mehr noch: Der Mönch leiste gar einen "wichtigen Beitrag zur Humanisierung der Gesellschaft", sagte der Autor. Denn jede Gesellschaft habe "die Tendenz, sich zu verabsolutieren. Die Mönche halten den Freiraum offen, in dem der Mensch frei atmen kann, in dem er nicht verzweckt wird durch ökonomische oder andere Interessen."
Grün war bis 2013 über Jahrzehnte lang als Cellerar für die wirtschaftliche Leitung der Abtei Münsterschwarzach mit ihren rund 300 Mitarbeitern zuständig. Der Mönch gilt mit derzeit mehr als 300 lieferbaren Büchern in einer Auflage von mehr als 20 Millionen als der erfolgreichste christliche Buchautor in Deutschland. Er hält zudem Kurse für Manager, in denen er ihnen die Kunst benediktinischer Menschenführung näher bringt.