Dabei konzentriert sich die Gewalt auf die Amazonasregion im Norden. Nur ein Bruchteil der Fälle wird von Gerichten aufgearbeitet. Auch diesmal führt der nordbrasilianische Teilstaat Para die Statistik an. 21 Personen wurden hier ermordet, gefolgt von 17 in Rondonia, das ebenfalls im Amazonaswald liegt. In diesen Gebieten verläuft derzeit die Agrargrenze, an der entlang Landkonflikte ausgetragen werden.
Nachdem ein Jahrzehnt lang niedrige Mordzahlen gemessen wurden, steigen sie seit vier Jahren dramatisch an. Nach dem Höchststand von 2003 (73 Morde) sank die Gewalt über Jahre ab, bis im Jahr 2009 noch 25 Morde registriert wurden. Ab 2013 nahm die Gewalt jedoch wieder zu. Nach 36 Morden (2014), 50 (2015) und 61 (2016) waren es dann zuletzt 70.
Keine gesicherten Angaben zu Massaker
Dabei berücksichtigte die Pastoral Berichte über die Ermordung von zehn oder mehr isoliert lebenden Indigenen in Westbrasilien in der Statistik nicht. Über das Massaker, das zwischen Mai und August von Goldgräbern verübt worden sein soll und für weltweites Aufsehen sorgte, gebe es bisher keine gesicherten Angaben, so die Pastoral. Allerdings sei man sich bewusst, dass die ermittelten 70 Morde lediglich ein Tendenzwert sei. Es gebe eine hohe Dunkelziffer.
Wenige dieser Verbrechen kommen vor Gericht. Seit 1985 hat die Pastoral 1.438 Landkonflikte mit 1.904 Todesfällen registriert. Über 113 dieser Fälle wurde vor Gerichten geurteilt. Dabei wurden 31 Personen als Auftraggeber verurteilt, zudem 94 Täter. Diese Zahlen verdeutlichten, dass auf dem Land immer noch weitgehend Straffreiheit herrsche, so die Pastoral.
"Tag des kleinbäuerlichen Widerstands"
Jedes Jahr um den 17. April herum, den "Tag des kleinbäuerlichen Widerstands", veröffentlicht die Pastoral den Bericht "Conflitos no Campo Brasil" (Landkonflikte in Brasilien). An diesem Tag im Jahr 1996 waren 19 Aktivisten der Landlosenbewegung MST von der Polizei in Nordbrasilien erschossen worden.
Dieses Jahr sei die Veröffentlichung des Gewaltberichts durch Hacker-Angriffe auf die Rechner der Pastoral erschwert worden, hieß es. Ab der zweiten Jahreshälfte 2017 sei es zu gezielten Angriffen gekommen.