Tote und Verwundete bei islamistischen Unruhen in Pakistan

Reform des Blasphemie-Gesetzes?

In mehreren pakistanischen Städten gehen die schweren Zusammenstöße zwischen Sicherheitskräften und radikalen Muslimen weiter. Dabeu kamen seit dem Vortag mindestens sieben Menschen ums Leben, rund 200 wurden verletzt.

Pakistanische Demonstranten in Islamabad neben brennenden Polizeiwagen / © Anjum Naveed (dpa)
Pakistanische Demonstranten in Islamabad neben brennenden Polizeiwagen / © Anjum Naveed ( dpa )

Die pakistanische Armee erklärte sich bereit, die Polizei gegen die protestierenden Islamisten zu unterstützen und die Krawalle aufzulösen. Die sozialen Netzwerke Facebook, Twitter und Instagram blieben auf Anordnung der Regierung blockiert, um den Islamisten keine Möglichkeit zu geben, die Unruhen weiter anzuheizen.

150 Demonstranten verhaftet

Neben der Hauptstadt Islamabad kam es laut Berichten auch in Lahore und der Hafenstadt Karachi zu Straßenschlachten. Am Samstag waren in Islamabad 8.500 Sicherheitskräfte mit Schlagstöcken und Tränengas gegen die Islamisten vorgegangen, die dort seit dem 8. November eine wichtige Straßenkreuzung blockieren. Bis zum Nachmittag wurden 150 von ihnen verhaftet.

Die Demonstranten wehrten sich mit Knüppeln, Steinen und der Niederbrennung ihres Protestcamps gegen die Räumung, wie Fotos und Videoaufnahmen im Internet zeigen.

Todesstrafe bei Gotteslästerung

Mit der Blockade protestieren die Hardliner gegen eine inzwischen zurückgenommene Änderung des Amtseids der Parlamentarier, die sie als "blasphemisch" ansehen. Der Zorn hatte sich an dem Ersatz des Wortes "Eid" durch "Erklärung" entzündet. Darin sahen die Aktivisten eine Unterminierung der Rolle des Islam in Pakistan.

Ein Sprecher der islamistischen Partei Tehreek Labbaik Ya Rasool Allah kündigte gegenüber Medien an, bis zum Ende "zu kämpfen".

Änderung scheitert an Islamisten

Der Versuch der Änderung der Eidesformel ist nach Ansicht der Demonstranten nur der Anfang eines größeren Vorhabens der Regierung, die Stellung des Islam durch Maßnahmen wie eine Reform des Blasphemiegesetzes zu schwächen. Sie beharren auf dem Rücktritt von Justizminister Zahid Hamid, dem sie Gotteslästerung vorwerfen.

Pakistan hat drakonische Blasphemie-Gesetze, die bei Gotteslästerung unter anderem die Todesstrafe vorsehen. Doch alle Versuche, das Gesetz zu ändern, scheiterten stets am Widerstand religiöser Hardliner.

Reformwillige getötet

Zwei prominente Politiker wurden 2011 ermordet, weil sie eine Lockerung forderten: Anfang Januar 2011 wurde der liberale Gouverneur Salman Taseer von seinem Bodyguard erschossen. Anfang März 2011 wurde der Minister für religiöse Minderheiten, der Christ Shahbaz Bhatti, getötet. Beide Männer hatten sich für die Christin Asia Bibi eingesetzt, die wegen angeblicher Gotteslästerung zum Tode verurteilt ist.


Quelle:
KNA