Mannheimer war im Alter von 96 Jahren am Freitag in München gestorben. Bis zu seinem Tod war er Vorsitzender der Lagergemeinschaft Dachau.
Bundespräsident Joachim Gauck nannte Mannheimer "einen großartigen Menschen und einen bedeutenden Zeitzeugen". "Er, der durch die Hölle mehrerer Konzentrationslager ging, trat unermüdlich für Rechtsstaat und Demokratie ein. Niemals hat er Rache oder Vergeltung das Wort geredet, sondern immer Zeichen der Versöhnung gesetzt», schrieb Gauck am Samstag an Mannheimers Sohn Ernst.
"Nach dem Krieg war es Max Mannheimer eine innere Verpflichtung, als Zeitzeuge die Erinnerung an die dunkelsten Jahre der deutschen Geschichte wach zu halten und vor allem junge Menschen vor den Gefahren von Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit zu warnen", so Gauck. "Seine Stimme ist nun verstummt, aber was er uns sagte, wird in Erinnerung bleiben." Sein Tod bedeute einen großen Verlust.
Dank für "überwältigenden Einsatz"
Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, hob Mannheimers "überwältigenden und unermüdlichen persönlichen Einsatz an unzähligen Orten" hervor. Schusters Vorgängerin Charlotte Knobloch erklärte, die Welt verliere einen "unendlich tapferen und unermüdlichen Kämpfer wider das Vergessen". "Max Mannheimer verkörperte die Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart", so Knobloch. Er sei eine unersetzliche Stimme für die Millionen im Holocaust ermordeten Menschen und zugleich für die Überlebenden der Schoah und ihre Botschaft an die Heutigen gewesen.
In einem Kondolenzschreiben an Schuster, würdigte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, Mannheimer als einen "Mensch der Hoffnung", "überzeugten Europäer" und "unmissverständlichen Mahner". Mannheimers "intellektuelle Kraft, sein visionärer Blick auf die gesellschaftlichen Entwicklungen Europas und seine sprachliche Brillanz im Erzählen dessen, was er erleiden musste, werden uns fehlen", so der Erzbischof von München und Freising.
Das Internationale Auschwitz Komitee sprach von einem großen Demokraten, "der als deutscher Jude immer für die Verteidigung der Demokratie in Deutschland bereit stand". Junge Menschen habe er "in ihrer Entscheidung für die Demokratie, gegen den Antisemitismus und gegen den Hass entscheidend geprägt".
Verdienste für Erinnerungsarbeit
Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) erklärte: "Als Holocaust-Überlebender und Opfer des Nazi-Terrors hat er die Größe besessen, trotz der Ermordung und Auslöschung seiner Familie Deutschland nicht zu verlassen und sich stattdessen sein Leben lang gegen das Vergessen zu engagieren." Mannheimer habe die Regierung bei der Konzeption der Erinnerungsarbeit beraten.
Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) sprach von einem "schmerzlichen Verlust". Mannheimer habe "sein Leben in den Dienst der Versöhnung gestellt". Der Direktor der Stiftung Bayerische Gedenkstätten, Karl Freller (CSU), sagte: "Das ist ein unersetzlicher Verlust. Max Mannheimer hat Großartiges für Frieden, Versöhnung und Demokratie geleistet." Die Grünen-Fraktionsvorsitzenden Katrin Göring-Eckardt und Anton Hofreiter nannten Mannheimer einen "wichtigen Kämpfer gegen das Vergessen".
"Zentrale Instanz im Erinnerungsdiskurs"
Die Leiterin der KZ-Gedenkstätte Dachau, Gabriele Hammermann, würdigte Mannheimer als eine "zentrale Instanz" im Erinnerungsdiskurs. Max Mannheimer wurde am 6. Februar 1920 im mährischen Neutitschein (Novy Jicin) geboren und durchlitt in der NS-Zeit Theresienstadt, Auschwitz, Warschau und Dachau. Erst Jahrzehnte danach konnte er öffentlich über seine Erlebnisse sprechen. 1985 habe Mannheimer erstmals in einem Beitrag für die "Dachauer Hefte" über seine Verfolgungsgeschichte berichtet, erklärte Hammermann. Der vielfach ausgezeichnete Überlebende sei unermüdlich, etwa in Schulen, seit den 1980er Jahren als Zeitzeuge aufgetreten.
Seine Erinnerungen legte Mannheimer im Jahr 2000 in dem Band "Spätes Tagebuch" vor. Der Verlust fast seiner gesamten Familie habe ihn tief geprägt, erklärte Hammerstein. Die traumatischen Erinnerungen hätten ihn immer wieder eingeholt - er habe Deutschland verlassen wollen, sei aber geblieben. Später sei sein Standpunkt gewesen: "Ihr seid nicht verantwortlich für das, was geschah. Aber dass es nicht wieder geschieht, dafür schon." Die Beerdigung Mannheimers findet am Dienstag auf dem Israelitischen Friedhof in München statt.