Der Imam von Saint-Etienne-du-Rouvray, Mohammed Karabila, hat zu mehr Solidarität zwischen den Religionsgruppen aufgerufen. "Das Ziel der Terroristen ist es, uns zu spalten", sagte er der "Welt" (Samstag). Wer sie besiegen wolle, könne darauf nur mit "noch mehr Brüderlichkeit" antworten. Zwei Männer hatten in der nordfranzösischen Stadt am Dienstag den Priester Jacques Hamel während einer Messe ermordet.
Hamel sei "ein freundlicher Mann, bescheiden, sehr menschlich" gewesen, sagte Karabila. Beide hätten in einem Komitee zusammengearbeitet, das nach dem Attentat auf die Redaktion des Satiremagazins "Charlie Hebdo" im Januar 2015 gegründet wurde. Gemeinsam habe man einer "Instrumentalisierung der Religion" begegnen wollen, so dem Imam. "Dabei haben wir uns definitiv niemals vorgestellt, es könne einen Angriff auf eine Kirche geben, am wenigsten hier bei uns."
"Terroristen sind keine Muslime"
Der Priestermord sei "eine barbarische Tat". Seine Gemeinde habe mit den Tätern "nicht das Geringste zu tun", betonte Karabila. "Die Terroristen sind keine Muslime, und man darf sie nicht mit uns verwechseln."
Vergangenen Dienstag hatten zwei Männer die katholische Kirche in Saint-Etienne-du-Rouvray gestürmt und fünf Menschen, die dort eine Messe feierten, als Geiseln genommen. Sie schnitten dem 85-jährigen Hamel die Kehle durch. Eine weitere Geisel wurde lebensgefährlich verletzt. Als die Angreifer die Kirche verließen, wurden sie von der Polizei erschossen. Die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) reklamierte die Tat für sich.