56 von 217 eingeladenen Personen seien am Wochenende gekommen, berichteten die vier Initiatoren dem Münsteraner Online-Portal kirche-und-leben.de Mit einem so großen Interesse hätten sie nicht gerechnet.
Über die Teilnehmenden hinaus teilten den Angaben zufolge 40 weitere Betroffene mit, dass sie über künftige Aktivitäten informiert werden wollen. Viele hätten überdies geschrieben, "sie seien psychisch oder emotional noch nicht so weit, gegenüber anderen Betroffenen ihr Gesicht zu zeigen".
Das Bistum Münster hatte aus datenrechtlichen Gründen die von den Initiatoren verfassten Einladungen verschickt und auch die Kosten für die Veranstaltung übernommen, wie es hieß. Darüber hinaus sei aber kein Vertreter der Diözese an dem von einem Team moderierten Treffen beteiligt gewesen.
Positive und befreiende Erfahrung
Für viele sei es "eine sehr positive und befreiende Erfahrung gewesen, zum ersten Mal mit anderen Betroffenen zusammenzukommen, um dort eigene Vorstellungen und Ideen zu artikulieren und auch die eigene Geschichte zu thematisieren", erklärten die Initiatoren. "Das Interesse aneinander und der Wille zum Austausch waren spürbar."
Weiterhin "große Skepsis" gibt es laut der Initiatoren aber gegenüber Bischof Felix Genn und der Bistumsleitung, wenn es um Aufklärung von Missbrauchstaten, die Benennung von bischöflichen Vertuschern und Konsequenzen gehe. Von vielen Teilnehmenden sei eine "unabhängige und aufrichtige Aufklärung durch eine staatliche Aufklärungskommission" gefordert worden.
Kritik an "grotesk langsamer Bearbeitung"
Ob und in welcher Form sich Betroffene im Bistum Münster organisieren, ist nach Angaben der Initiatoren weiterhin völlig offen. Betroffene hätten kaum Interesse, kirchliche Beiräte oder Kommissionen zu besetzen, da deren Sinn nicht deutlich kommuniziert sei. Teils würden die Gremien auch grundlegend in Frage gestellt. So gebe es "erheblichen Zweifel" daran, ob Institutionen innerhalb des Kirchensystems das Machtsystem schützen, statt offen an der Aufarbeitung mitzuwirken.
Zudem äußerten die in Münster versammelten Betroffenen durchgehend Kritik an einer "grotesk langsamen Bearbeitung" der Anträge auf Zahlungen in Anerkennung ihres Leids. Mit Blick auf die von der Bischofskonferenz eingesetzte "Unabhängige Kommission für Anerkennungsleistungen" sprachen sie von teils "entwürdigenden Behandlungen".