"Dass hier auch einem ehemaligen Papst schwere Verfehlungen vorgeworfen werden, ist für viele Gläubige kaum mehr zu fassen und zu ertragen", erklärte Ackermann, der auch Missbrauchsbeauftragter der katholischen Deutschen Bischofskonferenz ist, auf Anfrage.
Er halte es für "sehr notwendig", dass sich nicht nur der Münchner Kardinal Reinhard Marx und seine noch lebenden Vorgänger zu dem Gutachten verhielten, sondern auch der emeritierte Papst.
Emeritierter Papst räumt Falschaussage ein
Benedikt XVI. hat inzwischen eine wesentliche Aussage zum Münchner Missbrauchsgutachten korrigiert. Entgegen seiner bisherigen Darstellung habe er in seiner Amtszeit als Münchner Erzbischof (1977-1982) doch an der Ordinariatssitzung am 15. Januar 1980 teilgenommen, hieß es in einer Stellungnahme gegenüber der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). In dieser Sitzung war über den früheren und späteren Missbrauchstäters Peter H. gesprochen worden. In seiner ersten Stellungnahme hatte Benedikt XVI. bestritten, an der Sitzung teilgenommen zu haben.
Allerdings sei in der betreffenden Sitzung "über einen seelsorgerlichen Einsatz des betreffenden Priesters nicht entschieden" worden, so Benedikt jetzt. Vielmehr habe man lediglich der Bitte entsprochen, dem Mann "während seiner therapeutischen Behandlung in München Unterkunft zu ermöglichen".
Papst em. entschuldigt sich
Seine vorherige falsche Angabe sei "nicht aus böser Absicht heraus geschehen", sondern sei "Folge eines Versehens bei der redaktionellen Bearbeitung seiner Stellungnahme", so Benedikt. Wie es dazu gekommen sei, will Benedikt XVI. in einer "noch ausstehenden Stellungnahme" erklären.
Ackermann betonte allgemein mit Blick auf das Münchner Gutachten: "Es erschüttert mich einmal mehr, schwarz auf weiß zu sehen, welches Leid Menschen in unserer Kirche erfahren haben und erfahren."