"Demokratie ist mühsam!" Immer wieder war dieser Stoßseufzer in der ehemaligen Abteikirche Sankt Maximin zu hören, wo sich am verlängerten Wochenende um den 1. Mai rund 250 Trierer Katholiken zur zweiten Vollversammlung ihrer Synode trafen. Vier Tage lang robbten Laien und Priester, Kirchenfunktionäre und Professoren,
Gemeindereferentinnen und Jugendverbandsaktivisten in Rede- und Antragsscharmützeln durch das Gestrüpp der Synodengeschäftsordnung und beschlossen am Ende die Besetzung von zehn Sachkommissionen. Diese haben nun fünf Monate Zeit, um Vorlagen für die nächste Vollversammlung zu erarbeiten, die im Oktober in Saarbrücken tagen soll.
Festgelegt und formiert
Mit ihren Kommissionen hat sich die Trierer Synode thematisch und personell festgelegt und formiert. Zugleich hat das Gremium zu sich selbst gefunden. In einer Mischung aus Debatte, Streit, Sacharbeit und der Bereitschaft, Kompromisse einzugehen, hat sich ein Synodenklima herausgebildet, das die weitere Arbeit erleichtert. Dazu gehörte auch die immer wieder aufblitzende Fähigkeit, über sich selbst zu lachen, wenn die Debatte allzu verbissen wurde.
Nicht ohne Weiteres der Leitung folgen
Selbst die beiden großen Überraschungen der Vollversammlung konnten die Synode nicht aus der Bahn werfen. Ein Paukenschlag kam gleich am ersten Tag. Auf Antrag einer jungen Synodalen wurde ein zentrales Dokument der Vorbereitungskommission zu den Herausforderungen der Gegenwart (im Kirchendeutsch: "Zeichen der Zeit") lediglich als unverbindliches Perspektiv-Papier zur Kenntnis genommen. Damit war klar, dass die Synode nicht bereit war, ohne weiteres den Vorgaben der Leitung zu folgen.
Ein verdutzter Bischof Ackermann
Diese bemerkenswerte Eigenständigkeit kam auch in der Debatte über die Sachkommissionen zum Ausdruck. Wieder waren es Frauen, die sich mit einer Forderung durchsetzten. Sie beantragten, eine eigene Kommission zum Thema "Wandel der Geschlechterrollen" einzurichten. Mit knapper Mehrheit wurde dies beschlossen, und ein verdutzter Bischof Stephan Ackermann musste erklären, wie er sich dazu verhalten wolle. Er räumte ein, zu diesem Thema habe er eigentlich keine Beratung durch die Synode gewünscht, begrüßte dann aber die Erweiterung des Spektrums, sofern das Thema Familie dabei in den Blick komme. Prompt erhielt die Sachkommission den Titel: "Familie in all ihrer Vielfalt in Kirche und Gesellschaft und der Wandel der Geschlechterrollen".
"Inklusion" überall
Das Bemühen, nichts und niemanden auszuschließen, war auch bei anderen Debatten zu spüren. "Inklusion" und "Option für die Armen und Bedrängten" wurden immer wieder gefordert. Und um der Überlegenheit von Professoren, Doktoren und Dechanten entgegenzuwirken, wurde - nicht ohne Augenzwinkern - als offizieller Anredetitel der Begriff "Synodale/r" festgelegt. Eingerahmt wurden die Debatten durch Gebets- und Gesangsintervalle sowie durch abendliche Gottesdienste im Trierer Dom.
Einsicht und Rückzug
Bischof Ackermann und sein Generalvikar Georg Bätzing griffen nur selten in die Debatten ein. Mehr als einmal gelang es ihnen und dem Tagungspräsidium, Antragsteller zu Einsicht und Rückzug zu bewegen, wenn diese Dinge forderten, die nach geltendem Recht nicht zulässig waren. Dazu gehörte auch die Forderung nach einer Aussetzung der Pfarrgemeinderatswahlen im kommenden Jahr, die manche im Vorgriff auf mögliche Strukturreformen vorsorglich beschließen wollten. Ein
Verdienst der Moderatoren war es auch, dass die Synode nicht in das bei früheren Kirchenparlamenten beliebte Wunschkonzert einstimmte, bei dem in gut gemeinten Resolutionen eine bessere Welt ohne Krieg, Umweltzerstörung und Ungerechtigkeit herbeibeschlossen wird.
Zuversicht und Zeitnot
Ackermann zeigte sich zum Abschluss der Vollversammlung im Gespräch mit KNA zufrieden und zuversichtlich für den weiteren Verlauf. Sorge bereitete allerdings vielen Synodalen die Frage, wie sie angesichts eines ausgefüllten Arbeits- und Familienlebens die kommenden Kommissionssitzungen und Vollversammlungen zeitlich bewältigen sollen. "Ich beneide einige, deren Beruf und Alltag es offenbar zulässt, dem weiteren Synodenverlauf so viel Zeit zu widmen!", fasste ein Teilnehmer in einer Wortmeldung das Problem zusammen.