Trierer Moraltheologe kritisiert Synodalen Weg

Offene Beratungen Fehlanzeige?

Der Trierer Moraltheologe Johannes Brantl hat Kritik am katholischen Reformprozess Synodaler Weg nach dessen dritter Vollversammlung geübt. Zufrieden sei er mit den Ergebnissen nicht, sagte Brantl laut Mitteilung des Bistums Trier.

Dritte Synodalversammlung in Frankfurt / © Julia Steinbrecht (KNA)
Dritte Synodalversammlung in Frankfurt / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Er frage sich zunehmend, ob "die Themen und Schwerpunkte, die der Synodale Weg setzt, wirklich die Reformimpulse geben können, die wir in der gegenwärtigen tiefen Krise unserer Kirche brauchen". Reform werde zu einseitig als Änderung der kirchlichen Machtstrukturen und der Morallehre gesehen, so der Theologe. Zu kurz komme der spirituelle Aspekt der Erneuerung und Umkehr der Kirche.

Offener Dialog sehe anders aus

Nach Einschätzung Brantls, der im Forum Sexualität mitarbeitet, wurde die "Offenheit der Beratung" in der Arbeit der Synodalen zu schnell abgebrochen. Schnell habe eine Ausrichtung im Forum dominiert, "wie sie eine Mehrheit der Forumsmitglieder am Ende des Beratungsprozesses sehen wollte". Einen offenen und ehrlichen Dialog stelle er sich anders vor. Die dominierende Mehrheit trete nicht für eine Weiterentwicklung der kirchlichen Lehre, sondern für einen kompletten Umbruch ein, kritisierte Brantl.

Dritte Synodalversammlung der deutschen Katholiken / © Sebastian Gollnow (dpa)
Dritte Synodalversammlung der deutschen Katholiken / © Sebastian Gollnow ( dpa )

In einigen Punkten sieht Brantl hingegen einen "klaren Konsens". Er begrüße beispielsweise das Votum zur Änderung des kirchlichen Arbeitsrechts. Auch sollten Homosexuelle in der Kirche eine Heimat haben.

Dennoch habe er gegen den Text zu "Segensfeiern für Paare, die sich lieben" gestimmt, weil er nicht sehe, wie das Profil der katholischen Sexualmoral mit besonderer Wertschätzung der Beziehung zwischen Mann und Frau in Form der Ehe als Sakrament gewahrt werden könne.

Johannes Brantl (Trierer Moraltheologe)

Ihn wundere die "Naivität all derer, die meinen, dass mit einer Segensfeier der Diskriminierungsvorwurf vom Tisch sei"

Aus der Argumentation, alle Beziehungen seien prinzipiell gleichwertig, in denen Werte wie Liebe, Freundschaft, Verlässlichkeit oder Treue gelebt werden, ließe sich auch eine "kirchliche Ehe für alle" ableiten, so der Theologe. Daraus könne perspektivisch eine Forderung abgeleitet werden, nicht nur Paaren, sondern auch Beziehungsmodellen zwischen drei oder vier Personen einen kirchlichen Segen zu erteilen.

Ihn wundere die "Naivität all derer, die meinen, dass mit einer Segensfeier der Diskriminierungsvorwurf vom Tisch sei". Diese Fragen habe das Forum nicht beantwortet.

Gefordert wurden bei dem Treffen des Synodalen Wegs am vergangenen Wochenende unter anderem eine moderne Sexualmoral, die Öffnung des Priesteramtes für Frauen, eine Lockerung der Verpflichtung zur Ehelosigkeit für Priester und ein anderer Umgang mit Macht. Die Voten der Synodalversammlung haben allerdings nur begrenzt Wirkung, weil die meisten der dort angesprochenen Bestimmungen auf Ebene der Weltkirche geregelt sind.

Die Voten des Synodalen Wegs im Überblick

Bei der dritten Vollversammlung des Synodalen Wegs in Frankfurt haben die Teilnehmenden erstmals konkrete Beschlüsse zu Reformen in der Kirche gefasst. Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) fasst nachfolgend wesentliche Inhalte und Abstimmungsergebnisse zusammen:

Eine Hand hält ein Gerät für die digitale Abstimmung am 5. Februar 2022 in Frankfurt. / © Julia Steinbrecht (KNA)
Eine Hand hält ein Gerät für die digitale Abstimmung am 5. Februar 2022 in Frankfurt. / © Julia Steinbrecht ( KNA )
Quelle:
KNA