DOMRADIO.DE: Die Türkische Union in Krefeld, ein Dachverband der muslimischen Gemeinden mit über 20.000 Mitgliedern, hat ihnen Hilfe angeboten und will einen Teil der Sanierungskosten übernehmen. Wie kam es denn dazu?
Joachim Schwarzmüller (Pfarrer der Gemeinde St. Johann Baptist in Krefeld): Das war für mich eine totale Überraschung. Von muslimischer Seite hätte ich jetzt nicht unbedingt Unterstützung erwartet. Aber da ich in meinen ersten Jahren hier in Krefeld vor 25 Jahren sehr viele intensive Kontakte zur islamischen Gemeinde hatte, weil ich damals beauftragt war vom Bistum für christlich-islamischen Dialog. Da habe ich gute Freundschaften gepflegt und das ist jetzt eine schöne Frucht in gewisser Weise. Ich habe immer gesagt 'Gott hat Humor' und plötzlich kommt nicht mehr aus den eigenen Reihen Hilfe, sondern von den muslimischen Brüdern und Schwestern.
DOMRADIO.DE: Vor Ihrer Kirche steht ein Bauzaun und das Schild "Betreten verboten". Die Meinungen gehen auseinander zwischen der Gemeinde und dem Bistum Aachen. Sie würden gerne in Eigenregie sanieren, weil Sie meinen, die Kosten sind gar nicht so hoch. Aber das Bistum sieht das anders. Wie kommt es zu dieser unterschiedlichen Einschätzung?
Schwarzmüller: Die Kirche ist nicht baufällig. Es gibt aber durchaus Schäden, die dringend behoben werden müssen. Der Streitpunkt ist vor allem aus der Sicht der Kirchengemeinde, die verantwortlich und Eigentümer des Gebäudes ist, die angeblich nicht vorhandene Sicherheit und die Gefährdung für Besucher. Dem widersprechen die Gutachten, selbst das bistumsinterne Gutachten sagt ganz klar, solange gewisse Stellen abgesperrt sind in der Kirche, ist die Kirche weiter begehbar und benutzbar.
DOMRADIO.DE: Aber sie wird aktuell nicht benutzt?
Schwarzmüller: Nein, das ist genau der Punkt: Ist die Kirche sicher oder nicht? Da werden Ängste geschürt, sodass der Kirchenvorstand meint, wir müssen schließen, sonst müssen wir am Ende haften. Das ist geradezu angstbesetzt. Und wir bestehen erstens darauf, dass dringend endlich ein Austausch geschieht zwischen den bistumsinternen Gutachtern und dem obersten Fachmann für Denkmal und Kirchengebäude in unserem Bistum und unserer Gutachterin.
Unser Förderverein hat eine gute Architektin damit betraut und sie hat ein Gegengutachten erstellt. Es trifft in diesem Fall keine riesige Kirche, in der eh nicht mehr allzu viel Glaubensleben ist, sondern wir sind eine sehr lebendige und wachsende Gemeinde mit unseren besonderen Schwerpunkten, mit einer großen Anziehungskraft überregional. Auch für viele Obdachlose und Suchtkranke hat unsere Kirche einen großen Stellenwert, sie ist eine Schnittstelle, wo ganz viel Not ist.
DOMRADIO.DE: Wie läuft aktuell das Sammeln von Spenden von der muslimischen Gemeinde? Hilft Ihnen das?
Schwarzmüller: Ja, natürlich hilft jede Spende. Sie werden, glaube ich, beim nächsten Freitagsgebet sammeln. Wir freuen uns, wenn da was zusammenkommt. Wir brauchen schätzungsweise 400.000 Euro. Wir haben Gespräche geführt und haben im Grunde Zusagen vom Land Nordrhein-Westfalen und vom Bund, wo man Fördermittel bekommen kann. Wenn wir Anträge stellen, dann kann die Kirche zum großen Teil saniert werden.
Das Geld wäre kein Problem. Das ist ja das Verrückte. Zumal wir ja auch einen Mäzen im Hintergrund haben. Es ist natürlich kompliziert fürs Bistum, da ist eine gewisse Scheu, Neuland zu betreten. Es wäre wie ein Pilotprojekt, dass eine Gemeinde selber Sorge trägt, dass eine große, herrliche, architektonisch sehr wertvolle Kirche, weiter erhalten bleiben kann.
Das Interview führte Florian Helbig.