Tutu fordert Absetzung Mugabes - Cholera-Epidemie in Simbabwe weitet sich aus

"Seine Zeit ist abgelaufen"

Die Rücktrittsforderungen an Simbabwes Präsident Robert Mugabe nehmen zu. Der frühere südafrikanische Erzbischof Desmond Tutu forderte die Absetzung Mugabes, mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln. Derweil nimmt die Cholera-Epidemie in Simbabwe dramatische Ausmaße an.

 (DR)

Wenn Mugabe nicht freiwillig gehe, müsse er durch eine militärische Intervention der Nachbarländer abgesetzt werden, sagte Tutu am Freitag in einem Interview mit dem niederländischen Fernsehen. Auch US-Außenministerin Condoleezza Rice rief Mugabe dazu auf, sein Amt aufzugeben. Seine Zeit sei abgelaufen.

Derweil nimmt die Cholera-Epidemie in Simbabwe nach UN-Angaben dramatische Ausmaße an. Wegen des Zusammenbruchs des Gesundheitswesens breite sich die Seuche ungehindert aus. Vorsichtigen Schätzungen zufolge seien bislang 570 Menschen an der Infektionskrankheit gestorben, rund 12.700 Menschen, teilten UN-Hilfswerke mit. Die tatsächliche Zahl der Cholera-Opfer sei aber vermutlich wesentlich höher. Nach UN-Karten hat sich die Durchfallerkrankung inzwischen auf rund 40 Prozent der Fläche des verarmten Landes ausgebreitet. Die Region um die Hauptstadt Harare sei das am stärksten betroffene Gebiet, hieß es.

Mugabe habe sein Land ruiniert, sagte Tutu. Was einmal die Kornkammer Afrikas gewesen sei, sei zu einem Bettelstaat verkommen. Um Mugabe zum "freiwilligen" Rücktritt zu bewegen, schlug Tutu unter anderem auch die Androhung einer Anklage vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag vor. Tutu warf dem greisen Diktator zudem schwerwiegende Menschenrechtsverletzungen vor.

Hilfe aus Deutschland
Derweil kündigte die Bundesregierung an, die Nothilfe für die simbabwische Bevölkerung um 250.000 Euro aufzustocken. Um eine humanitäre Katastrophe in dem Land zu vermeiden, seien schnelle internationale Hilfsmaßnahmen erforderlich, teilte das Entwicklungsministerium in Berlin mit. Die Ernährungslage in Simbabwe sei aufgrund der verantwortungslosen Politik von Mugabes Regime seit Monaten katastrophal. Nach UN-Schätzungen ist rund die Hälfte der zwölf Millionen Simbabwer auf Lebensmittelhilfen angewiesen.

Die Diakonie Katastrophenhilfe werde mit der zusätzlichen Hilfe Nahrungsmittel insbesondere an chronisch Kranke, Waisenkinder, Alleinerziehende und ältere Menschen im Südosten des Landes verteilen, die um ihr Überleben kämpfen, teilte das Ministerium mit. Zudem sollen die Menschen mit Saatgut versorgt werden. Insgesamt beträgt die deutsche Nothilfe für Simbabwe in diesem Jahr dem Ministerium zufolge 3,2 Millionen Euro. Die staatliche Entwicklungszusammenarbeit mit Simbabwe sei aufgrund der zahllosen Menschenrechtsverletzungen seit 2002 gestoppt. Seitdem würden die Menschen in Simbabwe über Hilfsorganisationen unterstützt.

Wegen der Epidemie gilt in Simbabwe mittlerweile der Notstand
Nach Angaben des UN-Kinderhilfswerks UNICEF fehlen in Simbabwe medizinisches Hilfspersonal und Medikamente zur Behandlung der Cholera. Wegen der Epidemie gilt in Simbabwe mittlerweile der Notstand. Die Regierung hat die internationale Gemeinschaft um Hilfe gebeten. UN-Hilfswerke wollen ihre Arbeit verstärken. Rund 50-UNICEF Mitarbeiter seien vor Ort, hieß es. Jeden Tag bringe das Kinderhilfswerk 360.000 Liter frisches Wasser in die betroffenen Gebiete, zudem habe man Tabletten zu Wasserreinigung verteilt.

Laut der Weltgesundheitsorganisation brach die Cholera-Epidemie Ende August in Simbabwe aus. Der Erreger wird in der Regel durch infizierte Nahrung und verunreinigtes Wasser übertragen. Die Folge sind starker Durchfall und heftiges Erbrechen.

Wegen der politischen und wirtschaftlichen Krise in Simbabwe hatte bereits Kenias Ministerpräsident, Raila Odinga, Mugabe zum Rücktritt aufgefordert. Botsuanas Außenminister, Phandu Skelemani, rief Simbabwes Nachbarstaaten dazu auf, die Grenzen zu Simbabwe zu schließen, um Mugabe zu isolieren und einen politischen Wandel herbeizuführen.