TV-Debatte Nummer Zwei - Bessere Zuschauerwerte für Barack Obama

Alles bleibt offen

Es war die zweite TV-Debatte und der demokratische Präsidentschaftskandidat Barack Obama konnte sich erneut gegen seinen Konkurrenten John McCain behaupten. Zwar ergab eine Umfrage des konservativen Senders Fox News Vorteile für den Republikaner. Die meisten TV-Kommentatoren aber bezeichneten Obama als den Gewinner der Debatte vier Wochen vor den Wahlen in den USA.

Autor/in:
Heiko Thompson
 (DR)

John McCain wirkte ein wenig wie ein waidwunder Hirsch. Immer wieder verfiel der republikanische Präsidentschaftskandidat während des zweiten TV-Duells am Dienstagabend gegen seinen demokratischen Mitbewerber Barack Obama in einen aggressiven, attackierenden Tonfall, anstatt, wie gebeten, den an der Universität von Tennessee in Nashville anwesenden Zuschauern sein politisches Programm zu erläutern. Obama wolle den ohnehin geschundenen amerikanischen Steuerzahler noch mehr belasten und Obama sei in außenpolitischen Dingen naiv, war von McCain zum wiederholten Mal zu hören. Sogar Korruptheit warf McCain Obama vor.

Die offensive Taktik nützte McCain jedoch nur wenig. Im Gegenteil, die Wähler gutierten eher den überlegten, souveränen Stil von Obama, der in letzter Zeit häufig als zu kühl und zu distanziert charakterisiert wurde. Bei einer Blitzumfrage des Fernsehsenders CNN fanden 54 Prozent der Zuschauer, dass Obama sich in Tennessee besser geschlagen hatte, nur 30 Prozent hatten von McCain einen günstigeren Eindruck. Nach der Debatte hatten 64 Prozent der Wähler einen positiven Eindruck von Obama, vorher waren es nur 60 Prozent gewesen. Die Zustimmungsrate zu McCain blieb hingegen unverändert bei 51 Prozent.

Das Ergebnis der Debatte bestätigte den Trend der vergangenen Wochen. Seit Mitte September liegt Obama in den Umfragen konstant zwischen fünf und sechs Prozent vor McCain. Kurz vor der Debatte waren laut CNN 49 Prozent der Wähler auf Obamas Seite gegenüber nur 44 Prozent für McCain. Der Dienstagabend, die vorletzte Debatte dieses Wahlkampfes, könnte vielleicht schon eine Vorentscheidung gebracht haben: «Das könnte es schon gewesen sein», glaubt etwa John King, Politik-Analyst bei CNN. «McCain hat heute Abend alle Chancen gehabt, den Spieß umzudrehen und hat sie nicht genutzt», meint James Love vom einflussreichen Politik-Blog Huffington Post.

Grund für diese entschiedenen Aussagen war vor allem die Tatsache, dass Obama in Wirtschaftsfragen den kompetenteren Eindruck hinterließ. Die Wirtschaft wird seit Beginn der Finanzkrise als das alles überschattende Thema gesehen und 57 Prozent der Zuschauer am Dienstag waren der Meinung, dass Obama die Finanzkrise besser handhaben kann als McCain. Nur 36 Prozent hatten umgekehrt das Vertrauen, dass McCain Amerika aus der Krise führen kann.

John McCains Vorschläge zur Lösung der Hypotheken- und Finanzkrise blieben am Dienstag eher vage. Er werde sicherstellen, dass Amerikaner, die in Schwierigkeiten sind, ihre Heime behalten können, sagte er. Bei solch allgemeinen Versprechen blieb es jedoch. « McCain hat keine echten Antworten auf die Wirtschaftskrise», schrieb deshalb die New York Times. Obama sprach hingegen überzeugend von einem umfassenden Hilfspaket für die notleidende Mittelschicht, dass vor allen Dingen eine massive Steuererleichterung für Haushaltseinkommen unter 250.000 Dollar beinhalte. Die Botschaft, dass man sich um den kleinen Mann kümmern werde, anstatt, wie bislang, die Interessen des Kapitals zu vertreten, kommt derzeit in Amerika an und Obama vermag sie glaubwürdiger zu transportieren als sein Kontrahent. Vor allem vermochte er jedoch überzeugend den Regulierungsabbau unter McCains Parteigenossen und jetzigem US-Präsidenten George W. Bush als Ursache für die Hypothekenmisere darzustellen.