TV-Moderatorin Kopelke wird Pfarrerin

"Gottesdienst ist auch Inszenierung"

Erst Kamera, jetzt Kirche: Die TV-Moderatorin Alrun Kopelke hat sich entschieden, sie will Pfarrerin werden. Ein großer Sprung, aber ganz so unter unterschiedlich seien diese Berufe gar nicht, sagt sie.

Alrun Kopelke (dpa)
Alrun Kopelke / ( dpa )

dpa: Frau Kopelke, Sie sind eine erfahrene Moderatorin, jetzt wechseln Sie nicht nur die "Branche", Sie werden auch ein "Lehrling". Gab es einen bestimmten Moment, in dem Sie sich entschieden haben?

Kopelke: Nein, auf einen bestimmten Moment geht die Entscheidung nicht zurück, es war ein wachsendes Gefühl. Man fragt sich, wo will man beruflich hin, was will man noch erreichen, welche Ziele gibt es. Und ich habe es sehr geschätzt, in der Kirchengemeinde mitzuarbeiten. Wenn Sie dann noch merken, dass es anderen Menschen schwer fällt, Worte zu finden, um sich an Gott zu wenden, und Sie selbst haben damit kein Problem, dann festigt sich allmählich der Gedanke, daraus einen Beruf zu machen.

dpa: Sie können also in der Kirche auf ihre Erfahrung aus dem Fernsehstudio zählen?

Kopelke: Ich denke schon. Zum einen habe ich keine Probleme, vor Menschen zu sprechen. Als Moderatorin überlege ich immer, wie ich ein Thema spannend verkaufen kann; neben der neuen Entwicklung baue ich dann auch auf Bekanntes. Als Theologin dagegen nehme ich seit langer Zeit Bekanntes und versuche es, für die heutige Zeit zu übersetzen. Insofern gibt es sicherlich einen Zusammenhang. Allerdings schaue ich im Fernsehstudio eher in ein schwarzes Loch, in die Kamera, während ich als Pfarrerin vor Menschen spreche und Reaktionen sehe.

dpa: Eine Predigt unterscheidet sich dann stark von einer Moderation?

Kopelke: Ja, eine Predigt ist für mich viel stärker ein Kommunikationsgeschehen als eine Nachrichtensendung. Was beim Fernsehzuschauer passiert, kriege ich ja nicht mit.

dpa: Welche Aufgaben in ihrem neuen Beruf ähneln ihren bisherigen, welche sind völlig neu - und wie gehen Sie damit um?

Kopelke: Ein guter Gottesdienst hat viel zu tun mit einer guten Inszenierung. Die Form muss sorgfältig gewählt sein und darf – ja, soll - auch je nach Besuchern unterschiedlich ausfallen. Da kann ich sicher auf berufliche Erfahrung zurückgreifen. Aber es geht im Pfarrberuf ja um weitaus mehr als um Gottesdienste. Menschen besuchen und ihnen zuhören, Sterbende begleiten, Menschen Mut zusprechen, - das sind neue Aufgaben für mich. Davor habe ich großen Respekt.

dpa: Wann werden Sie das erste Mal einen eigenen Gottesdienst halten?

Kopelke: Ich bin zunächst Vikarin in Frankfurt-Nied; dort und im Theologischen Seminar Herborn werde ich 2,5 Jahre ausgebildet und am Ende geprüft. Es ist Teil der Ausbildung, das ich in Nied auch Predigten halte und Gottesdienste gestalte. Aber auch Religionsunterricht, Konfirmandenunterricht, Seelsorgegespräche, Beerdigungen, Taufen und die Arbeit im Kirchenvorstand gehören zu meinen "Lernaufgaben". Nach Abschluss der Ausbildung folgt die Ordination, erst dann kann ich als Pfarrerin eine eigene Gemeinde betreuen.

dpa:  Sie wirken so selbstsicher. Klingt wie ein Traumberuf für Sie?

Kopelke: Zu Beginn des Theologie-Studiums hatte ich durchaus große Zweifel, aber die Jahre der Ausbildung bringen einen Reifungsprozess in Gang. Und es ist ja nicht überraschend, dass sich die eigene Vorstellung vom Traumberuf mit der Zeit verändert. Vor 20 Jahren hat mich der Journalismus fasziniert, heute sind es der Glaube und die Kirche.

Das Gespräch führte Martin Oversohl.


Quelle:
dpa