Vor allem in den Grundschulen, Berufskollegs und Förderschulen gebe es derzeit einen "dramatischen" Lehrermangel, erklärte NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) in Düsseldorf.
Von 5.407 ausgeschriebenen Lehrerstellen hätten bisher nur 2.883 besetzt werden können. Bei 385 Stellen handele es sich um schwebende Bewerbungsverfahren. Die rot-grüne Vorgängerregierung habe ihr "große und völlig ungelöste Aufgaben hinterlassen", beklagte die neue Schulministerin.
Personalmangel an Grundschulen
Um den Personalmangel an den Grundschulen zu beheben, will das Land dort arbeitslose Lehrer für die weiterführenden Schulen einstellen. Vor allem bei den Pädagogen für die Sekundarstufe II zeichne sich in den kommenden Jahren ein Überangebot von landesweit mehr als 5.000 Lehrkräften ab. Diese beschäftigungslosen Lehrer sollten nach einer zweijährigen Tätigkeit an der Grundschule vom Land eine Anstellungsgarantie in der deutlich besser bezahlten Sekundarstufe II erhalten. Zugleich will die Ministerin für die Grundschule Englisch-Lehrer als Seiteneinsteiger anwerben. Bisher war dies in den Fächern Kunst, Musik und Sport möglich.
Der Unterrichtsausfall an NRW-Schulen solle erstmals ab dem Schuljahr 2018/2019 systematisch und vollständig erfasst werden, kündigte Gebauer an. Derzeit müssten dafür noch klare Definitionen und Erfassungstechniken erarbeitet werden. Von der rot-grünen Vorgängerregierung war der Unterrichtsausfall stichprobenartig erhoben und mit 1,8 Prozent der Schulstunden beziffert worden. Eltern und Schüler schätzen den Unterrichtsausfall jedoch deutlich höher ein.
Fehlende Sonderpädagogen für inklusiven Unterricht
Nach Angaben der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) fehlen gegenwärtig in NRW allein für den inklusiven Unterricht etwa 7.000 Sonderpädagogen. Der Lehrerverband Bildung und Erziehung geht davon aus, dass für die Rückkehr zur neunjährigen Schulzeit am Gymnasium (G 9) mindestens 2.000 zusätzliche Lehrer fehlen.
G 9 wieder eingeführt
Die neue Regelschulzeit von neun Jahren am Gymnasium solle in NRW bereits für die derzeitigen Dritt- und Viertklässler gelten, kündigte Gebauer an. Das G 9 werde ab dem Schuljahr 2019/2020 verbindlich eingeführt. Dann sei die Umstellung für die Klassen fünf und sechs geplant. Das entsprechende Gesetz dafür werde die Landesregierung Ende dieses Jahres nach einer Verbändeanhörung in den Landtag einbringen. Bis zum Sommer 2018 solle es verabschiedet werden.
In Ausnahmefällen können sich in NRW auch künftig Gymnasien für ein G 8 entscheiden, wenn dies zwei Drittel der Schulkonferenz beschließen.
Derzeit bestehe noch Rechtsunsicherheit, ob Schüler einen Rechtsanspruch auf G 9 hätten, wenn ihre Schule durch Konferenzbeschluss am G 8 festhalten wolle, erklärte Gebauer. Diese Problematik werde derzeit von Juristen geklärt.