Über das größte Kirchenereignis des Jahres in Rom

Doppel-Heiligsprechung

Am 27. April werden Johannes Paul II. und Johannes XXIII. heiliggesprochen. Manche erwarten zu diesem Ereignis bis zu sieben Millionen Besucher. Realistischer sind allerdings zwei Millionen. Ein Ausblick auf die Höhepunkte im Vatikan-Kalender.

Vatikan (dpa)
Vatikan / ( dpa )

Ob Maurizio Pucci Interesse wecken oder für Abschreckung sorgen wollte, als er zur Heiligsprechung am 27. April sieben Millionen Teilnehmer prognostizierte, ist unklar. Denn der Verantwortliche von Roms Bürgermeister für Sonderprojekte dürfte wissen, dass die Stadt mit solchen Massen total überfordert wäre. Als wahrscheinlicher gilt eine Größenordnung ähnlich wie bei der Seligsprechung von Johannes Paul II. am 1. Mai 2011, als 1,5 Millionen Gläubige kamen, vielleicht jetzt etwas mehr. Vor allem aus dessen polnischer Heimat dürfte sich eine ähnlich große Zahl wie vor drei Jahren in die Ewige Stadt aufmachen. Hinzu kommen Verehrer des Konzilspapstes Johannes XXIII., der ebenfalls zu höchsten Kirchenehren erhoben wird; auch wenn die Resonanz aus Norditalien und der Diözese Bergamo derzeit noch überschaubar scheint.

Die Doppel-Heiligsprechung dürfte das größte Kirchenereignis des Jahres in Rom werden. Mit Spannung blickt man aber auch auf die beiden Auslandsreisen des Papstes: vom 24. bis 26. Mai ins Heilige Land und vom 14. bis 18. August nach Südkorea. In beiden Fällen stehen kirchliche Anliegen im Vordergrund: In Jerusalem eine Ökumene-Feier in der Grabeskirche mit dem orthodoxen Patriarchen Bartholomaios - 50 Jahre nach dem Treffen von Paul VI. mit Athenagoras. In Korea die Teilnahme am Asiatischen Jugendtag sowie die Seligsprechung von 124 Märtyrern. Kaum weniger Aufmerksamkeit werden freilich die politischen und interreligiösen Implikationen finden: Der Dauerkonflikt Nahost und der heiße Krisenherd Syrien sowie die Begegnung mit Islam und Judentum. Und im Sommer die unberechenbare Lage auf der geteilten koreanischen Halbinsel, von der aus Franziskus die christliche Friedensbotschaft an den asiatischen Kontinent richten möchte. Weitere Papstreisen stehen noch nicht fest.

Mögliche Reise in die USA

Für Spekulationen hatte in diesen Tagen eine Einladung des US-Kongresses gesorgt, Franziskus möge anlässlich seiner Reise zum Weltfamilientag in Philadelphia (22. bis 27. September 2015) zu einer Rede aufs Kapitol in Washington kommen. Ob der republikanische Katholik John Andrew Boehner dabei bereits eine Einladung von Präsident Barack Obama an den Papst in die USA voraussetzte, ist unklar. Obama macht kommenden Donnerstag seinen Antrittsbesuch bei Franziskus in Rom. Als sicher gilt dagegen für 2015 bereits eine Papstreise nach Afrika, vermutlich in den Osten des Kontinents.

Erst 2016 dürfte dann ein Heimatbesuch in Argentinien auf dem Programm stehen, wohl in der zweiten Jahreshälfte, und mit Etappen in Chile und Uruguay. Zu Jahresbeginn dagegen erwarten die Philippinen den Papst, zum Eucharistischen Weltkongress (24.-31.1.) in Cebu. Denkbar wäre hier als weitere Station Sri Lanka, das Franziskus selbst ins Gespräch brachte, aber auch Vietnam.

Unterdessen gehen die strukturellen und inhaltlichen Planungen im Vatikan weiter. Der Kardinalsrat für die Kurienreform (K8-Rat) hat sich zunächst mit der Bischofssynode befasst. Die beiden nächsten Weltbischofstreffen gelten dem Thema "Familienpastoral". Dann hat er über die Vatikanischen Kongregationen beraten und zuletzt den Wirtschafts- und Finanzbereich in den Blick genommen. Kardinal George Pell soll als Präfekt eines neuen Wirtschaftssekretariats eine Vereinheitlichung der Finanzbereiche vornehmen. Der neue Wirtschaftsrat wiederum ist eigenständig, soll aktiver auftreten als das bisherige Gremium und setzt sich aus acht Kardinälen und sieben nicht-geistlichen Finanzexperten zusammen. Vermutlich erst in einem nächsten Schritt wird der K8-Rat sich dann mit den Päpstlichen Räten befassen. Ihre Präsidenten sind zum großen Teil bislang nur provisorisch berufen. Welche Behörden allerdings zusammengelegt oder andernorts angegliedert werden, ist noch offen.


Quelle:
KNA