Gebt den Frauen das Kommando! Nein – das hat jetzt nicht der Papst gefordert, der auch immer wieder mal für Überraschungen gut ist – sondern die Satzungskommission der CDU. Das heißt jetzt aber noch nicht, dass die Christlich Demokratische Union Deutschlands die Frauenquote schon beschlossen hat. Aber auf dem nächsten Parteitag wird nicht nur über den neuen Vorsitz der Partei, sondern auch über eine verbindliche Frauenquote entschieden werden. Ab 2025 würde dann für Führungspositionen die 50-Prozent-Quote auch in der CDU gelten.
Dass sich an der Quotenfrage die Geister scheiden, wundert nicht. Immerhin haben es Angela Merkel, Ursula von der Leyen und auch Annegret Kramp-Karrenbauer ganz ohne die Quote an die Spitze geschafft. Eigentlich waren "Quotenfrauen" doch auch eher etwas für Grüne und Linke. Fast so etwas wie ein Schimpfwort. Wenn aber AKK sich jetzt selber als "Quotenfrau" bezeichnet, zeigt das: Der Wind hat sich gedreht! Die Spitzenleute der CDU haben erkannt, dass eine Volkspartei auf Dauer alleine nicht nur mit Alibifrauen punkten kann – Merkel hin oder her. Es braucht die Mitwirkung der Frauen auf allen Ebenen. Die CDU muss für Frauen attraktiver werden. Als Alt-Herrenverein hat die CDU auf Dauer keine Chance. Ob die Basis der CDU schon so weit ist, wird der Parteitag zeigen. Denn der Durchschnitts-CDU-Parteimensch ist 60 und männlich. Bis zur endgültigen Entscheidung der Partei dürfen wir uns auf eine lebendige Debatte freuen. Wie immer, wenn es um Männer, Frauen und die gerechte Verteilung der Macht geht.
Ich finde es wünschenswert, wenn Frauen in allen Führungsämtern gleichberechtigt vertreten sind. Wo das nicht alleine passiert, hilft die verbindliche Quote. Das muss ich als Quotenkritiker zugeben. Die Quote gibt den Frauen das nötige Druckmittel an die Hand. Und ja: Das ungeduldige Rumoren der Frauen lässt sich auch in der katholischen Kirche schon lange nicht mehr überhören. Hier aber wäre es nicht nur eine Überraschung, sondern ein echtes Wunder, wenn der Papst sagen würde: "Gebt den Frauen das Kommando!"
Ihr
Ingo Brüggenjürgen
Chefredakteur DOMRADIO.DE
PS: Auch in unserem DOMRADIO.DE-Team ist der paradiesische Endzustand noch nicht ganz erreicht: In der Technik arbeiten nur Männer, im Sekretariat nur Frauen. In Redaktion und Moderation haben wir fast ein ausgewogenes Verhältnis der Geschlechter. Nur in der Chefredaktion dominieren noch die Männer. Da ist es für unseren "guten Draht nach oben" gut, dass wenigstens die oberste Chefin unseres Trägers eine Vorsitzende ist!