Überblick über den ersten Beratungstag in Stuttgart

Dialogprozess geht in die Halbzeit

In Stuttgart haben 300 Vertreter der Katholiken in Deutschland über eine Modernisierung ihrer Kirche beraten. ZdK-Präsident Glück lobte in einer ersten Bilanz die neue Gesprächskultur. Schwerpunktthema des Treffens war eine zeitgemäße Liturgie.

"Im Heute glauben" (dpa)
"Im Heute glauben" / ( dpa )

Die Lebenswirklichkeit der Menschen soll in den Gottesdiensten stärker zum Ausdruck kommen. Diese Forderung stand im Mittelpunkt beim dritten Gesprächsforum im Dialogprozess der deutschen Kirche. In der Liederhalle in Stuttgart diskutierten rund 300 Teilnehmer, unter ihnen 35 Bischöfe, dazu Vertreter von geistlichen Gemeinschaften, Laien, Priester, Ordensleute und Theologen über eine zeitgemäße Art und Weise, Liturgie zu feiern.

Nach Gesprächsforen in Mannheim 2011 und Hannover 2012 steht in diesem Jahr vor allem die Feier der Gottesdienste im Fokus. "Dem Heiligen begegnen – heute Gott verehren" lautet der Titel des Forums 2013. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch sieht die Dialoginitiative in der deutschen Kirche durch den Papst gestärkt. Franziskus sei schließlich "ein Mann des Dialoges". Besorgt zeigte sich der Freiburger Erzbischof bei der Frage nach der Gottesdienst-Besucherzahl. Dort habe es in den vergangenen fünfzig Jahren massive Einbrüche gegeben. Er äußerte aber zugleich die Hoffnung, dass man den Wert des Gottesdienstes neu bewusst machen könne.

"Wie kommt die Welt in die Liturgie?"

"Wie kommt die Welt in die Liturgie?" Mit dieser Frage der ersten Arbeitseinheit sollten schon Impulse und Ideen gesetzt werden. Nach einem Auftaktimpuls von Bischof Franz-Josef Overbeck aus Essen waren alle Teilnehmer aufgerufen, in kurzen Statements ihre Erfahrungen und Wünsche an die Feier der Gottesdienste zu formulieren. Dabei wurde ein breites Spektrum deutlich. In einer sehr offenen und dialogfreudigen Stimmung kam es hier zu einem ersten Austausch. "Das war offen, das war ehrlich", zeigte sich auch Bischof Overbeck im domradio.de-Interview erfreut. Overbeck gehört der Steuerungsgruppe der Bischofskonferenz an, die für die Vorbereitung und Durchführung des Dialogprozesses zuständig ist.

Nach einem geistlichen Vortrag von Sr. Johanna Domek OSB und einer Einführung von Bischof Franz-Josef Bode aus Osnabrück, diskutierten die rund 300 Teilnehmer in 38 Kleingruppen zu gleich sechs verschiedenen Themengebieten der Liturgie. Dabei ging es um Fragen der Sakramente, des Kirchenjahres oder der Vielfältigkeit der Gottesdienste. Bischof Bode plädierte dafür, eine lebendige Gottesdienstkultur zu entwickeln, insbesondere mit der Frage, wie man die Aufgaben in der Liturgie so verteilen kann, dass die Teilhabe der Laien zum Ausdruck gebracht werden kann. Die in den Kleingruppen erarbeiteten Liturgie-Vorschläge sollten am Montag veröffentlicht werden.

Zollitsch: Es hat sich einiges bewegt

Der Gesprächsprozess in der deutschen katholischen Kirche ist auf fünf Jahre angelegt. Die Tagung in Stuttgart bildet als dritter Teil die Halbzeit auf dem Weg des Dialoges. Beim gemeinsamen Abendessen aller Teilnehmer wurde deshalb auch eine erste Bilanz gezogen. Sowohl der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, als auch der Präsident des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken (ZdK), Alois Glück, betonten die Fortschritte auf dem Weg des Dialogs. Insbesondere lobten sie die "neue Gesprächskultur", die sich in diesen Foren konstituiert habe. Man werde sicher noch sehen müssen, wie bis zum Ende des Dialogprozesses 2015 die "aufgenommenen Fäden weitergesponnen" werden können, so Zollitsch, aber: "Es hat sich einiges bewegt."

Im domradio.de-Interview betonte auch der Generalsekretär des ZdK, Stefan Vesper, die Fortschritte im Dialogprozess. Zugleich mahnte er aber auch: "Es ist erst Halbzeit. Der Prozess kann auch noch kippen." Das scheint aktuell vor allem an der Lösung einer Frage festzumachen: der Frage der wiederverheirateten Geschiedenen. Bei der Bilanz am Abend wurde besonders noch einmal auf die Dringlichkeit dieser Frage aufmerksam gemacht. ZdK-Präsident Alois Glück äußerte die "eindringliche Bitte an die Bischöfe, diese Frage schnell anzugehen".

Der erste Tag des Stuttgarter Gesprächsforums endete mit einem gemeinsamen Gottesdienst in der St. Fidelis-Kirche. Bei einer Vigil mit Tauferneuerung betonte der gastgebende Bischof Gebhard Fürst (Diözese Rottenburg-Stuttgart): "Es ist ein Zeichen der Zeit, dass wir in einer Zeit der Zeichen leben."

Der zweite Tag des Gesprächsforums "Im Heute glauben" in Stuttgart begann mit einer Messe in der Kirche St. Fidelis. Hauptzelebrant war Erzbischof Robert Zollitsch. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz ging in seiner Predigt auch auf das Schwerpunktthema der Liturgie ein. "Wenn wir in diesen Tagen uns neu und vertieft auf die Begegnung mit Jesus Christus in der Liturgie besinnen, dann heißt Liturgie feiern: sein Leben, Leiden, Sterben und seine Auferstehung zu verinnerlichen; dann gibt dies uns die Gewissheit: die Mitte unseres Lebens und Zusammenlebens ist nicht leer", sagte Zollitsch.

Das letzte Thema der Beratungen stand am Samstag unter dem Titel "Dem Heiligen begegnen? Berührungspunkte heute". Dazu gab es einen Impuls von Reinhard Kardinal Marx, dem Erzbischof von München und Freising. Die zweitägige Veranstaltung endete mit einer Abschlusserklärung, die domradio.de übertrug.


Quelle:
DR