Das schreibt Kaufmann in einem Gastbeitrag für die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (Montag).
Die verpflichtende Ehelosigkeit als "Konsequenz des priesterlichen Jungfräulichkeitsideals" in der katholischen Kirche bezeichnete der Göttinger Wissenschaftler als rigide, der menschlichen Natur widerstreitende Norm, die auch zum massenhaften Missbrauch von Kindern beigetragen habe: "Dass Vergehen oder Verbrechen eines Priesters nicht dem Staatsanwalt vorgelegt wurden, sondern in einer klerikalen Vertuschungsmaschinerie entsorgt werden können, ergibt sich mit zwingender Logik aus einer zur Rechtsform erstarrten Ungleichheit zwischen Klerikern und Laien."
Kritik auch an evangelischer Kirche
Das Urteil Martin Luthers, wonach die Priesterweihe "alle Ungeheuerlichkeiten" befestige, habe in der jüngeren Kirchengeschichte eine "geradezu erschütternde Bestätigung" gefunden, hielt der Vorsitzende des Vereins für Reformationsgeschichte fest.
Die evangelische Kirche müsse sich der Überzeugungen Luthers wieder stärker vergewissern und diese auch in den Dialog mit der katholischen Kirche einbringen, forderte Kaufmann.
Stattdessen jedoch sei das einst so enge Band zwischen Wissenschaft und evangelischem Glauben porös geworden, beklagte der Kirchenhistoriker weiter. "Pfäffische Attitüden, liturgische Wichtigtuereien, katholisierende Sitten und Gebräuche" drohten, den "Markenkern reformatorischen Christentums" zu verdecken: "Der aber liegt allein im verlässlichen Wort, das den schillernden, bunten Bildern, dem Getöse und dem trostlosen Schweigen trotzt, zu Kopfe steigt und zu Herzen geht, aufrichtet, Tröstung und Hoffnung gibt."