Ukraines Bischöfe monieren Haltung des Papstes zu Russland

"Versteht weder Russland noch seine Geschichte"

Vertreter der griechisch-katholischen Kirche der Ukraine wollen mit Papst Franziskus über dessen Russland-Haltung reden. Sie sehen sich als "Stimme der Wahrheit für das ukrainische Volk in Rom". Dort tagt gerade eine Bischofssynode.

Papst Franziskus / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Papst Franziskus / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

"Der Papst versteht weder Russland noch seine Geschichte oder derzeitigen Verbrechen", sagte Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk im Vorfeld einer am Sonntag begonnen Bischofssynode in Rom.

"Und wir sind diejenigen, die die Stimme der Wahrheit für das ukrainische Volk sein müssen, sogar vor dem Heiligen Vater in Rom."

Großerzbischof von Kiew-Halytsch der Ukrainischen Griechisch-Katholischen Kirche / © Robert Kiderle (KNA)
Großerzbischof von Kiew-Halytsch der Ukrainischen Griechisch-Katholischen Kirche / © Robert Kiderle ( KNA )

Das Oberhaupt der griechisch-katholischen Kirche der Ukraine kündigte an, dass die bis zum 13. September in Rom versammelten Bischöfe seiner Kirche auch Franziskus treffen werden.

Äußerungen von Papst Franziskus empörten Ukrainer

Vor Kurzem hatten Äußerungen des Papstes bei einer katholischen Jugendveranstaltung in Russland Empörung unter Ukrainern hervorgerufen.

Franziskus, der per Video-Übertragung an dem Event in Sankt Petersburg teilnahm, war vom Redemanuskript abgewichen und hatte die russischen Jugendlichen aufgerufen, ihr Erbe nicht zu vergessen.

"Ihr seid Erben des großen Russlands: des großen Russlands der Heiligen, der Könige, des großen Russlands von Peter dem Großen, von Katharina II.", sagte er.

Franziskus wollte russischen Jugendlichen positives Erbe verdeutlichen

Dem Papst wurde daraufhin vorgeworfen, er verbreite russisches Großmachtdenken und Propaganda.

Vatikan-Sprecher Matteo Bruni erklärte, Franziskus habe mit seinen spontan formulierten Worten russische Jugendliche ermutigt, das beizubehalten, was es an Positivem im großen kulturellen und geistlichen Erbe Russlands gebe.

Matteo Bruni (l.) mit Papst Franziskus während eines Fluges / © Paul Haring (KNA)
Matteo Bruni (l.) mit Papst Franziskus während eines Fluges / © Paul Haring ( KNA )

Die imperialistischen Konzepte und die Persönlichkeiten früherer Epochen habe er damit in keiner Weise loben wollen.

Märtyrergottesdienst im Petersdom am 10. September

Auch Schewtschuk hatte sich kritisch geäußert. Die Ausführungen hätten in der ukrainischen Gesellschaft eine "tiefe Enttäuschung" verursacht, hob er hervor.

Der Großerzbischof von Kiew-Halytsch feiert am 10. September im Petersdom einen Gottesdienst mit den weiteren in Rom versammelten Bischöfen seiner Kirche. Die Synode endet am 13. September.

Die griechisch-katholische Kirche der Ukraine ist die größte katholische Ostkirche. In der mehrheitlich orthodoxen Ukraine ist etwa jeder zehnte Einwohner griechisch-katholisch.

Debatte um Papstworte zu Russland

Nach starker Kritik an den positiven Worten von Papst Franziskus über Russland hat ein ukrainischer Bischof das Kirchenoberhaupt in Schutz genommen. Der römisch-katholische Bischof von Kiew, Witalij Krywyzkyj, erinnerte am Dienstagabend auf Facebook daran, dass Franziskus die Ukraine wiederholt unterstützt habe, auch mit unerwarteten Gesten. Zugleich fragte er jene Katholiken, die jetzt bereit seien, den Papst zu "kreuzigen", ob sie dessen spirituellen Rat befolgt hätten, als er das größte Vertrauen unter den religiösen Führern in der Ukraine genoss.

Papst Franziskus / © Romano Siciliani/Vatican Media (KNA)
Papst Franziskus / © Romano Siciliani/Vatican Media ( KNA )
Quelle:
KNA