Ukrainischer Bischof appelliert an Europa

"Vergesst uns nicht!"

Ob Syrien, Afghanistan oder Südsudan: Die Weltgemeinschaft blickt derzeit auf viele Krisenherde in der Welt. Der Konflikt in der Ukraine wird dabei schnell verdrängt. "Vergesst uns nicht", mahnt deshalb auch Bischof Milan Šášik bei domradio.de.

Alltag in der Ukraine (dpa)
Alltag in der Ukraine / ( dpa )

domradio.de: Wie erleben Sie die derzeitige politische Situation in der Ukraine?

Bischof Milan Šášik CM (Oberhaupt der ruthenisch-griechisch-katholischen Kirche in Uschhorod in der Ukraine): Die Lage in der Ukraine ist bis heute sehr schwierig; besonders in der Ost-Ukraine, weil es dort zur Zeit keinen Waffenstillstand gibt, sondern jeden Tag aggressive Aktionen der Separatisten gegen unser Land. So habe ich vor kurzem gehört, dass die Waffenruhe jeden Tag 50 Mal von Seiten der Separatisten gebrochen wird.

domradio.de: Spiegelt sich das auch im Miteinander der Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften wider?

Bischof Šášik: Ich bin sehr froh, dass es zwischen den Kirchen und den Konfessionen in der Ukraine eine gute Zusammenarbeit gibt. Zuallererst beten wir alle für Frieden in unserem Land. Anfang November hat sich der Gesamtukrainische Rat der Kirchen und religiösen Organisationen (ein Gremium, dem fast alle christlichen Konfessionen sowie muslimische und jüdische Gemeinschaften angehören; Anm. d. Red.) in Kramatorsk in der Ost-Ukraine getroffen und dort ein Kommuniqué verabschiedet. Darin sprechen sich alle Unterzeichner für Frieden aus und sichern den Familien, die von diesem Krieg betroffen sind, ihre Solidarität und Unterstützung zu. Alle Kirchen versuchen gemeinsam, diesen Familien in der Ost-Ukraine, aber auch im ganzen Land zu helfen. Daran beteiligt ist zum Beispiel die Caritas in unserem Bistum, um die Binnenflüchtlinge - in unserem Bistum sind mehr als 4000 Menschen - zu unterstützen, und in den anderen Diözesen.

domradio.de: Was können wir in Mittel- und Westeuropa für die Kirche in Ihrem Land tun?

Bischof Šášik: Als erstes, vergessen Sie uns und die Probleme, die wir in unserem Land haben, nicht! Und als zweites bitten wir um das Gebet unserer christlichen Schwestern und Brüder in Europa.

domradio.de: In den Vereinigten Staaten ist ein neuer Präsident gewählt worden. Wie blicken Sie auf diese Wahl?

Bischof Šášik: Es ist schwierig, jetzt schon etwas dazu zu sagen, wo Donald Trump gerade erst gewählt worden ist. Aber aus Psalm 146 kann ich zitieren: Verlasst euch nicht auf Fürsten, auf Menschen, bei denen es doch keine Hilfe gibt.

Das Interview führte Jan Hendrik Stens.


Bischof Milan Šášik CM  / © Johannes Schröer (DR)
Bischof Milan Šášik CM / © Johannes Schröer ( DR )
Quelle:
DR