Umfrage: Deutsche wollen mehrheitlich keinen Schlussstrich

 (DR)

Die Deutschen wollen mehrheitlich auch künftig an die Verbrechen der Nationalsozialisten erinnern. Große Unterschiede gibt es dabei allerdings beim Bildungsgrad, wie eine am Freitag veröffentlichte infratest-dimap-Umfrage für die Deutsche Welle ergab. Mehr als die Hälfte der Befragten (55 Prozent) empfindet den gesellschaftlichen Umgang mit der Erinnerungskultur als angemessen.

Für jeden Vierten (25 Prozent) sind demnach die Erinnerungen an das Nazi-Regime "zu viel". Jeder Sechste (17 Prozent) empfindet wiederum, es werde zu wenig an die Verbrechen des Nationalsozialismus erinnert. Drei von vier der Befragten plädierten dafür, dass der Besuch einer KZ-Gedenkstätte verpflichtender Teil des Schulunterrichts sein solle.

Während 37 Prozent der Befragten einen Schlussstrich unter die Geschichte des Nationalsozialismus ziehen wollen, fordern 60 Prozent, sich auch weiterhin in gleichem Maße mit dieser Zeit zu beschäftigen.

Große Unterschiede zeigten sich beim Bildungsgrad: Während nur jeder Fünfte mit Abitur die NS-Zeit nicht weiter behandelt sehen will, fordert mehr als die Hälfte der Hauptschulabsolventen ein Ende der Aufarbeitung.

Ein Vergleich mit den Ergebnissen früherer Umfragen zeigt nach Angaben der Deutschen Welle allerdings eine Veränderung des gesellschaftlichen und politischen Klimas in Deutschland. So wünschten sich 26 Prozent der Befragten im Jahr 2018 einen Schlussstrich unter die Zeit des Nationalsozialismus, ein Jahr später waren es schon 33 Prozent. In der aktuellen Studie kommen weitere vier Prozentpunkte hinzu.

(KNA, 24.1.20)