Umfrage: Katholische Kirche in den USA verliert an Ansehen

 (DR)

Das Vertrauen der US-Katholiken in ihre Kirche ist laut einer Gallup-Umfrage massiv gesunken. Als Grund nannte das in Washington ansässige Meinungsforschungsinstitut in einer am Freitag veröffentlichten Studie die jüngsten Berichte über Fälle von sexuellem Missbrauch durch Priester. Im vergangenen Jahr stuften demnach nur noch 31 Prozent der befragten Katholiken die Ehrlichkeit und die ethischen Standards bei Geistlichen als "hoch" oder "sehr hoch" ein. Das bedeute einen Minusrekord und einen Rückgang um 18 Prozentpunkte im Vergleich zum Jahr davor, hieß es. Gallup führt laut eigenen Angaben seit 1977 regelmäßig Befragungen zum Ansehen von ausgewählten Berufsgruppen durch.

Unter Protestanten genießt der eigene Klerus bei 48 Prozent der Befragten ein hohes Ansehen, fällt aber damit erstmals unter 50 Prozent. Direkt hinter den Priestern rangieren in der Umfrage Journalisten. Die beiden letzten Plätze belegen Autoverkäufer und Kongressabgeordnete. Krankenschwestern und Ärzte führen das Ranking an. Die Zahlen sind das Ergebnis einer repräsentativen Telefonumfrage von Anfang Dezember. Daran nahmen 1.025 Menschen teil.

Der Ansehensverlust katholischer Priester korrespondiert den Meinungsforschern von Gallup zufolge mit Erkenntnissen aus älteren Umfragen des vergangenen Jahres. So gaben im Juni 2018 rund 44 Prozent der Befragten an, ihrer Kirche zu vertrauen; genau ein Jahr zuvor waren es noch 52 Prozent. Bei den Protestanten war im gleichen Zeitraum ein Rückgang von 54 auf 48 Prozent zu verzeichnen. Als Kirchgänger gaben sich im vergangenen Jahr 36 Prozent der Katholiken zu erkennen, zwischen 2005 und 2008 lag der Mittelwert bei 45 Prozent, 1955 erreichte er die 75-Prozent-Marke. Gefragt worden war, ob die Betreffenden in den vergangenen sieben Tagen einen Gottesdienst besucht hätten.

Rund 52 Prozent der Katholiken bezeichneten Religion als wichtigen Teil ihres Lebens. Der Anteil der Menschen in den USA, die sich als Katholiken bezeichnen, bleibt mit 22 Prozent nahe dem 70-jährigen Mittelwert von 25 Prozent, wie Gallup weiter mitteilte. Das liege unter anderem an einer wachsenden Anzahl von Zuwanderern aus Lateinamerika. Jeder fünfte US-Amerikaner gab im vergangenen Jahr an, sich mit keiner Religion zu identifizieren; 60 Jahre zuvor war es jeder fünfzigste. (KNA / 11.01.19)