Umweltschützer vom Verlauf der Klimakonferenz enttäuscht - Gabriel drängt zu neuen Verhandlungen

Keine Eile im Klimawettlauf

 (DR)

Vor seiner Abreise zum Weltklimagipfel in Nairobi hat Bundesumweltminister Sigmar Gabriel für umgehende Gespräche über ein neues Abkommen zum Klimaschutz plädiert. Es sei das gemeinsame Ziel Deutschlands und der EU, die Verhandlungen über ein Kyoto-Folge-Abkommen bis 2009 abzuschließen. Europa müsse eine Vorreiterrolle spielen. - In Nairobi äußerten sich Hilfsorganisationen zu Beginn der zweiten Woche enttäuscht über den bisherigen Verlauf der Klimakonferenz. Die Vertreter von 189 Staaten zeigten keinerlei Eile, hieß es. - Mehr zum Klimawandel im domradio-Dossier

Keine Einigung in Sicht
Fünf Tage vor Konferenzende zeichne sich weder bei der langfristigen Reduzierung von Treibhausgasen nach dem Kyoto-Protokoll noch bei Hilfen für arme Länder eine Einigung ab.

Das Kyoto-Protokoll, das den Abbau von klimaschädlichen Gasen um durchschnittlich 5,2 Prozent in den Industrienationen festlegt, läuft
2012 aus. Eine Reihe von Umweltexperten fordern, dass sich in einem neuen Abkommen auch Länder wie Indien, Brasilien oder China zur Reduktion ihrer Emissionen verpflichten sollten.

Gabriel appelliert an Industriestaaten
Gabriel appellierte besonders an die Industriestaaten, konkrete Schritte auf dem Weg zu einem neuen Protokoll zu vereinbaren: "Wenn wir die nicht erzielen, wird es schwer werden, die Entwicklungs- und Schwellenländer von einem Kyoto-Folge-Protokoll zu überzeugen."

Als zweites Hauptziel bezeichnete der Minister Hilfen bei der Bewältigung der Folgen des Klimawandels in armen Ländern. Die Lage in Afrika sei dramatisch. "Die Entwicklungsländer sagen zu Recht, dass daran die Industrienationen schuld sind", sagte Gabriel. Zudem müsse den Entwicklungsländern bei erneuerbaren Energien geholfen werden.

Deutschland auf Rang fünf des "Klimaschutzindex"
In Nairobi bescheinigten Umweltschützer Deutschland ein hohes klimapolitisches Engagement. In einer Rangliste von 56 Staaten landete die Bundesrepublik hinter Schweden, Großbritannien, Dänemark und Malta auf dem fünften Platz. Der "Klimaschutzindex" wurde im Auftrag der Bonner Organisation "Germanwatch" und des Klima-Aktionsnetzwerkes von der Münchner Agentur "Oekom-Research" erstellt.

Gabriel sprach sich dafür aus, den Klimaschutz in Deutschland weiter zu verstärken. Nach seinen Angaben kamen die Kraftwerksbetreiber und Energieerzeuger in Deutschland 2003 und 2004 ihrer Selbstverpflichtung zur Reduktion des Treibhausgases Kohlendioxid nicht nach. Auch die Autoindustrie sei davon weit entfernt. Die EU muss laut Gabriel ihre Treibhausgas-Emissionen bis 2020 um 30 Prozent gegenüber 1990 reduzieren. Das bedeute, dass Deutschland seine Emissionen um rund 40 Prozent verringern müsse, weil andere Länder mit einer schwächeren Wirtschaft das nicht so stark tun könnten.

Am Mittwoch beginnen auf dem Weltklimagipfel die Verhandlungen auf Ministerebene, an denen auch Gabriel teilnimmt. Insgesamt kamen zu dem Treffen vom 6. bis 17. November mehr als 6.000 Politiker und Experten.