UN-Geberkonferenz für Jemen beginnt in Genf

400.000 lebensgefährlich mangelernährte Kinder

In dem bitterarmen Jemen tobt seit Jahren ein Bürgerkrieg. 400.000 Kinder sind lebensgefährlich mangelernährt. An diesem Dienstag beginnt in Genf eine Geberkonferenz mit UN-Generalsekretär António Guterres.

Frau mit Kind im Jemen / © Hani Al-Ansi (dpa)
Frau mit Kind im Jemen / © Hani Al-Ansi ( dpa )

Drei Jahre nach dem Eintritt Saudi-Arabiens in den Krieg im Jemen hat UN-Generalsekretär António Guterres eine friedliche Beilegung gefordert. Der Jemen-Konflikt müsse auf dem Verhandlungsweg und nicht militärisch gelöst werden, erklärte Guterres vergangene Woche Montag in New York. Er verlangte von den Kriegsparteien, die Zivilisten zu schonen und keine zivilen Einrichtungen anzugreifen. Hilfswerke forderten mehr Hilfe und Schutz für die jemenitischen Kinder.

Unicef: Gefahr einer Hungersnot

Seit Kriegsbeginn habe sich die Zahl der Jungen und Mädchen mit lebensgefährlicher akuter Mangelernährung auf über 400.000 verdoppelt, teilte das UN-Kinderhilfswerk Unicef in Köln mit. "Die Gefahr einer Hungersnot ist weiter da", sagte Geert Cappelaere, Unicef-Regionaldirektor für den Nahen Osten und Nordafrika. Mit Beginn der Regenzeit in wenigen Woche drohe zudem eine Rückkehr der Cholera. Im vergangenen Jahr seien jeden Tag mindestens fünf Mädchen oder Jungen im Jemen getötet oder schwer verletzt worden, erklärte Unicef. Bis zu zwei Millionen Mädchen und Jungen können nicht zur Schule gehen. "Eltern bleibt nichts übrig, als sie zum Betteln oder zum Arbeiten zu schicken statt zur Schule", sagte Cappelaere. Nach Unicef-Angaben wurden zudem 2.500 Schulgebäude in dem Land zerstört oder werden militärisch genutzt.

"Save the Children" erhebt schwere Vorwürfe

Das Hilfswerk "Save the Children" spricht von der größten menschengemachten Katastrophe. "Seit drei Jahren werden jemenitische Kinder ungestraft bombardiert und ausgehungert", erklärte Länderdirektor Tamer Kirolos in Berlin. "Alles, was wir brauchen, ist der politische Wille aller Kriegsparteien, das Blutvergießen zu beenden und die Blockade vollständig zu lockern, damit humanitäre und kommerzielle Lieferungen in das Land gelangen können." Im Jemen bekämpfen sich seit 2015 Huthi-Rebellen und die sunnitisch geprägte Regierung, die von einer Koalition unter saudi-arabischer Führung und den Vereinigten Arabischen Emiraten unterstützt wird. Der schiitische Iran unterstützt die Rebellen. Ein Ende des Konflikts ist nicht in Sicht. Tausende Menschen wurden bislang getötet. 

Care: Rund 2,4 Milliarden Euro werden benötigt

Die Bonner Hilfsorganisation Care forderte mit Blick auf die internationale Geberkonferenz für den Jemen am 3. April in Genf mehr Einsatz der internationalen Gemeinschaft. Die finanziellen Mittel müssten dringend aufgestockt werden, betonte Marten Mylius, Care-Nothilfekoordinator für den Nahen Osten. Nach UN-Angaben werden in diesem Jahr rund 2,4 Milliarden Euro benötigt, um das Überleben von Millionen Menschen zu sichern. Bislang kamen davon jedoch nur fünf Prozent zusammen.

Schon vor dem Krieg galt der Jemen als Armenhaus Arabiens und war in verschiedene Fraktionen und Gruppen zersplittert. Darüber hinaus ist das Land Rückzugsort eines mächtigen und international aktiven Zweigs des Terrornetzwerks Al-Kaida.


Quelle:
KNA