UN rufen zu schneller Hilfe für Hungernde in Sahelzone auf

"Es geht um Tage, nicht Wochen"

Wieder bahnt sich eine Hungerkatastrophe an. Diesmal soll die Weltgemeinschaft jedoch schneller reagieren als in Ostafrika im vergangenen Jahr, wünschen sich die Helfer. Tausende Tote könnten so vermieden werden.

 (DR)

Die Vereinten Nationen und die Länder der Sahelzone haben in einem eindringlichen Appell um schnelle Hilfe für die Hungernden in der Region gebeten. Nur mit einer zügigen und umfassenden Hilfe könne eine Katastrophe wie in Ostafrika im vergangenen Jahr vermieden werden, teilte das Welternährungsprogramm (WFP) am Mittwoch in Rom mit. Dort hatten sich mehrere UN-Organisationen getroffen, um über eine Strategie zu beraten. Niger, Tschad, Mali, Burkina Faso, Mauretanien und Senegal bitten um internationale Hilfe.



Südhoff: Drei kritische Monate sind zu überbrücken

Bis zu zwölf Millionen Menschen hungerten bereits oder seien akut davon bedroht, erläuterte der Leiter des WFP-Büros in Deutschland, Ralf Südhoff. Eine Million Kinder sei stark mangelernährt. Ursache seien schlechte vergangene Ernten, Dürre, hohe Lebensmittelpreise und gewalttätige Konflikte in einigen Gebieten. "Es ist sehr wichtig sicherzustellen, dass in den drei kommenden kritischen Monaten bis zur nächsten Ernte genügend Hilfe vor Ort ist", betonte Südhoff. Es gelte zu verhindern, dass die Menschen ihr Vieh verkaufen, ihr Saatgut essen und ihr Land verlassen müssen.



"Wenn die Weltgemeinschaft sehr, sehr schnell handelt, kann die Krise eingedämmt werden", sagte Südhoff. Dafür brauche allein das WFP etwa 800 Millionen US-Dollar (rund 612 Millionen Euro). Bislang seien Zusagen für etwa 100 Millionen Dollar eingegangen, knapp 40 Millionen von der EU, etwas über 30 Millionen von den USA. Deutschland habe insgesamt zwölf Millionen Dollar zugesagt, acht davon für das WFP.



"Deutschland war sehr viel schneller als die meisten anderen Länder", sagte Südhoff. Umso wichtiger sei, dass die Mittel jetzt sehr schnell flössen. "Es geht hier um Tage, nicht um Wochen."

  

20 Euro pro Kopf helfen laut EU

Nach EU-Schätzungen koste es bei einem unmittelbaren Eingreifen 20 Euro, um eine Person durch die Krise zu bringen, erläuterte Südhoff.



"Wenn die Not erst richtig im Gange ist, kostet es 100 Euro pro Person." Jetzt werde sich zeigen, ob die Gebergemeinschaft die Lehren aus der Katastrophe in Ostafrika gezogen habe. Am Horn von Afrika verhungerten nach Angaben von Hilfswerken Tausende Menschen, weil die Weltgemeinschaft zu spät eingriff. Zwischen 50.000 und 100.000 Menschen kamen in Äthiopien, Kenia und Somalia ums Leben.



Das Bewusstsein, dass frühe Warnungen ernst zu nehmen seien, sei seit vergangenem Jahr gestiegen, sagte Südhoff. Auch die betroffenen Länder hätten schneller reagiert und die Gefahr ernst genommen. Bei der Hungersnot in Ostafrika war einigen Regierungen vorgeworfen worden, die Schwere der Lage vertuscht zu haben, statt um Hilfe zu bitten. Jetzt sei es wichtig vor allem Kinder und Schwangere schnell zu versorgen, denn sonst drohten ihnen massive chronische Schäden.