UN und Misereor fordern Hilfe für Syrien

Lebensmittelhilfe und Stopp von Waffenexporten

Nach Beginn der Feuerpause in Syrien wollen die UN mehr als 150.000 Menschen in belagerten Städten mit Hilfsgütern versorgen. Tausende Menschen drohen zu verhungern. Einen Stopp von Waffenexporten fordert unterdessen Misereor.

Helfer in Damaskus / © Youssef Badawi (dpa)
Helfer in Damaskus / © Youssef Badawi ( dpa )

Die Belagerung syrischer Städte könnte nach UN-Angaben ein Massensterben auslösen. Es bestehe das Risiko, dass Tausende Menschen in den eingekesselten Orten verhungern werden, erklärte der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Seid Ra'ad al-Hussein, am Montag in Genf. Unterdessen begannen UN-Organisationen und ihre Partner mit der Lieferung von Hilfsgütern in belagerte Städte. Etwa 154.000 Menschen sollten erreicht werden.

Orte teilweise seit Jahre von Hilfslieferungen abgeschitten

Al-Hussein sagte, die Bevölkerung in einigen belagerten Orten sei schon seit Jahren von Hilfslieferungen abgeschnitten. Etwa 18 Orte und Gebiete mit etwa 500.000 Bewohnern werden laut den UN von unterschiedlichen Konfliktparteien eingekesselt. Islamistische Terroristen, bewaffnete Rebellengruppen und die Truppen des Assad-Regimes hätten systematisch die Lieferung von Lebensmitteln, Medizin und anderen Hilfsgütern blockiert. Das Völkerrecht verbiete das Aushungern von Menschen, betonte der UN-Hochkommissar.

Feuerpause für Lebensmittelversorgung nutzen

UN-Hilfsorganisationen wollen die Feuerpause in Syrien zur Lieferung von Hilfsgütern an die hungernden Menschen in belagerten Orten nutzen. Ab Montag wurden Lebensmittel, Wasser und Hygieneartikel bereitgestellt. Die in der Nacht auf Samstag in Kraft getretene Feuerpause erlaube es den UN und ihren Partnerorganisationen, die Menschen in dem Bürgerkriegsland besser zu versorgen. Der Sprecher des UN-Büros zur Koordinierung humanitärer Hilfe, Jens Laerke, sagte, die Konfliktparteien müssten den Helfern ungehinderten Zugang ermöglichen.

Waffenruhe weitgehend eingehalten

Nach UN-Angaben harren insgesamt 4,6 Millionen Menschen in Gebieten aus, die nur schwer oder überhaupt nicht für humanitäre Helfer zu erreichen sind. Viele der abgeschnittenen Regionen werden von der Terrormiliz "Islamischer Staat" beherrscht. Die Waffenruhe wird laut UN weitgehend eingehalten. In dem arabischen Land kämpfen das Regime von Präsident Baschar al-Assad, Rebellengruppen und Terrormilizen um die Macht. In dem seit fünf Jahre andauernden Konflikt wurden mehr als 260.000 Menschen getötet, Millionen sind auf der Flucht.

Misereor fordert Stopp von Waffenexporten in die Region

Mehr humanitäre Hilfe für Syrien und einen Stopp von Rüstungsexporten in die Region forderte unterdessen das katholische Hilfswerk Misereor am Montag in Aachen. Anlass ist der fünfte Jahrestag des Beginns der Krise in Syrien im März. Angesichts des anhaltenden Krieges sei es "ein Skandal, dass Waffenlieferungen in die Region immer noch weiter ansteigen", sagte Hauptgeschäftsführer Pirmin Spiegel.

Deutschland trage eine Mitverantwortung für Menschenrechtsverletzungen. Es gilt als viertgrößter Waffenexporteur der Welt. "Mit den Lieferungen an die kurdischen Peschmerga hat die Bundesregierung Waffen, deren Endverbleib letztlich nicht zu kontrollieren ist, in die Hände halbstaatlicher Kräfte geliefert und damit ein Tabu gebrochen", kritisierte Spiegel.

Situation in Flüchtlingslagern verbessern

Notwendig seien weiterhin diplomatisches Engagement und politischer Druck auf die Konfliktparteien, erklärte Misereor. "Das Leid der Zivilbevölkerung in den umkämpften Gebieten ist seit langem unerträglich", mahnte Spiegel. Die Sicherheitslage müsse verbessert werden, um weitere Hilfslieferungen zu ermöglichen. Auch die Situation in den Flüchtlingslagern sei "zum Teil menschenunwürdig".

Misereor kündigte an, in der Region weiterhin einen Förderschwerpunkt auf Bildung zu legen. Auch die Arbeit mit traumatisierten Menschen bleibe zentral. Seit Beginn des Konflikts 2011 hat das Hilfswerk in der Region nach eigenen Angaben 64 Projekt mit fast 14 Millionen Euro unterstützt, darunter Projekte in Syrien, im Irak, Jordanien und Libanon.


Quelle:
KNA , epd , DR