In Köln gibt es ein schaurig-schönes halbkarnevalistisches Lied: "Ich wäre so gerne Weihbischof..." Als echter Bischof, als Ordinarius, der seiner Diözese vorsteht, versagt einem derzeit bestimmt die nötige Stimme und Stimmung. Denn das bischöfliche Amt ist in heutiger Zeit alles andere als ein Vergnügen.
Der lang geplante Terminkalender wollte es so, dass man sich in der 150-jährigen Konferenzgeschichte der Bischöfe in diesem Jahr zum ersten Mal in Ingolstadt verabredet hatte. Ausgerechnet der Ort in der Diözese Eichstätt, wo der gastgebende Bischof Hanke Anfang des Monats bekannt geben musste, dass man Anzeige erstattet hätte und die Staatsanwaltschaft nun ermittle, weil im Bistumsvermögen vermutlich 50 Millionen Euro fehlen würden. Irgendwo in Dallas von windigen Anlagenbetreuern verzockt. Kirche und das liebe Geld, wahrlich kein Ruhmesblatt seit Limburg. Ob in Freiburg bei Pensionsrückstellungen oder im Erzbistum Hamburg bei angekündigten Schulschließungen, überall fehlen plötzlich die Millionen. Da macht sich die selbstverordnete Transparenz-Offensive, die im Kern in die richtige und richtig gute Richtung geht und auch Erfolge zeigt, nicht immer Freude. Jedenfalls ist man als deutscher Bischof immer automatisch in der öffentlichen Wahrnehmung mitverantwortlich, auch wenn man zuhause den eigenen Laden und die Kasse in Ordung hat und die eingeführten Kontrollgremien gute Arbeit leisten.
Das bischöfliche Joch lastet derzeit überall sehr schwer auf den Schultern, selbst da, wo die Kirchensteuern aufgrund der wirtschaftlich guten Situation noch sprudeln. Denn von allen Seiten, ja selbst aus den eigenen Reihen, kommen ganz unterschiedliche Anfragen: Von der gemeinsamen Kommunion für konfessionsverschiedene Familien und Ehepaare bis zu Strukturfragen in den Gemeinden vor Ort und den Segenswünschen für Homosexuelle reicht die breite Palette. Da stellt sich nicht automatisch die Freude am Glauben ein im bischöflichen Spiel des Lebens.
Bischöfe versteckt in einem anonymen Vorstadthotel
Im Fußball wäre das in etwa so, als hätte man viele gute Spieler auf dem Rasen, mit ganz vielen guten individuellen Fähigkeiten. Aber eben doch ein wenig eingespieltes Team. Die Laufwege stimmen nicht immer. Die einen stellen sich besorgt hinten rein und setzen auf die bewährte gute Abwehrarbeit. Die anderen raten zu einer wenigstens etwas dynamischeren Offensive. Kein Wunder, dass da mancher Mitbruder im bischöflichen Amt verunsichert wirkt, wenn dann noch die selbsternannten medialen Oberschiedsrichter immer dazwischen pfeifen und im Videobeweis entdeckt haben wollen, dass man sich gerade mal wieder hoffnungslos im gesellschaftlichen Abseits befinde ...
In Ingolstadt hatte man zudem nicht mal den erhofften bayrischen Heimvorteil. Wer ist nur auf die Idee gekommen, die katholischen Bischöfe in einem anonymen Vorstadthotel Marke "unauffälliger Standard" zu verstecken? Im viel zu engen Tagungsraum saßen sie wie kleine Schulkinder in den Bänken, dort, wo irgendwelche Telekomkundenbetreuer demnächst wieder "Kundenbindungsstrategien" lernen müssen. In der Stadt Ingolstadt waren die Bischöfe so leider auch nicht auffindbar. Bei den frühmorgendlichen Gottesdiensten in den wunderschönen Kirchen der schönen Altstadt blieb man fast unter sich. Trost für die Bischöfe hatten nur die herbeigeholten katholischen Schüler beim letzten Gottesdienst, der extra für die Jugend gefeiert wurde. Die Schüler überreichten jedem Bischof ein gläsernes Erinnerungskreuz und einen kleinen Zettel mit der "Zusage": "Du brauchst nicht das Unmögliche möglich machen, Du brauchst nicht über Deine Möglichkeiten leben, Du brauchst Dich nicht zu ängstigen... Du brauchst nicht alleine zu gehen!" Da passte dann auch die Empfehlung an die Schüler, die Jugendbischof Oster ausgab: "Sprecht vielleicht täglich wenigstens fünf Minuten mit Gott. Und dann betet Ihr ein Vater unser und ein Ave Maria! - und dann wird alles gut!"