und Kinder zum Paartherapeuten werden

Wenn Eltern wieder zur Schule gehen

Die Sonne scheint auf die Küchenarbeitsplatte. Es ist Sonntagvormittag. Der ganze, schöne Sonntag liegt langgestreckt vor uns. Entspannt putze ich Spinat und überlege, ob ich Spinatsalat oder indisches Spinatcurry daraus machen soll. Da kommt die Große.

Apfelcrumble / © James Pett from London
Apfelcrumble / © James Pett from London

"Können wir Geschichte lernen,  ich schreibe morgen Klausur." Klar, können wir. Warum der Wiener Kongress tanzt und warum die deutschen Fürsten von den Ideen der französischen Revolution so gar  nicht begeistert waren, klären wir, während die Eier kochen und der Spinat trocken geschleudert wird.

"Mama, fragst du mich Englisch ab?", will  der Kleine wissen, als ich den Ofen für den Apfelcrumbel aufgeheizt habe. Das Lernen ist nicht leicht für den Kleinen. Nach dem Essen sitzen wir  auf seinem Bett. Packen die Bücher aus, lassen die Schulwoche Revue passieren: reden über die Steinzeit, wie man Winkel misst und worin sich Gedichte über Bäume unterscheiden.

Eine Freundin will mich zur Hunderunde abholen. Unterwegs fragt sie, was unser Sonntag mache. "Aber die Kinder sollen doch zur Schule gehen. Nicht wir Eltern"empört sich sie. Mit ihren vier Kindern kann sie mitreden. Grundsätzlich hat sie natürlich  Recht. Aber soll ich meine Kinder für das Schulsystem bestrafen, wie es nun mal ist?  Quasi aus Prinzip? Das bringe ich nicht übers Herz. Da lerne ich lieber Gedichte und erarbeite die Karlsbader Beschlüsse mit der Großen aus dem Internet. Auch wenn Sonntag ist. "Aber der Spaß? Und das am Sonntag?", fragt die Freundin in die Bäume.

Später stelle ich  den Apfelcrumble mit heißer Vanillesoße auf den Tisch. Wünsche mir insgeheim:  Schluss mit Schule für heute. Selbst der Große kriecht aus seiner Höhle. Will erzählen. Vom Deutschunterricht. Ich stöhne innerlich, muss das sein? Es  muss wohl: Sie hätten eine Kurzgeschichte gelesen. Anschließend sollte er der Therapeut sein. Wir sind verwirrt.

Nun, in der Geschichte sei es um ein streitendes Paar gegangen. Erst hätten sie die Geschichte gelesen, dann hätten ein Junge und ein Mädchen aus dem Kurs das Paar nachgespielt. Der Große hätte ihr Paartherapeut sein sollen. Und? "War einfach. Ich habe gesagt, sie sollte nicht so viele Forderungen an ihn haben. Dafür solle er aber ab und zu mal machen, was sie sich wünscht."  Klingt gut. Kam‘s auch gut an? "Ne, die Lehrerin fand mich zu parteiisch."

Unser Sonntag wurde dann sehr lustig. Unser Gespräch über Männer und Frauen auch.