Kommentar zur Vollversammlung der Bischöfe in Fulda

Und sie bewegt sich...

In Fulda endet am Donnerstag die Herbstvollversammlung der deutschen Bischöfe. Trotz einer angespannten Stimmung und vieler Probleme sieht DOMRADIO.DE-Chefredakteur Ingo Brüggenjürgen Hoffnung vor Ort. Ein Kommentar:

Ingo Brüggenjürgen in Fulda (DR)
Ingo Brüggenjürgen in Fulda / ( DR )

"Nee – hören Sie mir doch auf mit Kirche, da ändert sich gar nix!" Eine alte Dame vor dem Stadtschloss in Fulda macht Ihrem Ärger Luft. Da mögen die Bischöfe drinnen im Sitzungssaal noch so viel über notwendige Veränderungen diskutieren oder sich mehr oder weniger mutig auf synodale Wege begeben. Irgendwie glaubt man den Kirchenoberen nicht mehr so recht. Nehmen wir das Thema Missbrauch: Keine andere Institution hat in den vergangenen Jahren mehr für die Aufarbeitung des sexuellen Missbrauches unternommen – keiner hat mehr Präventionsmaßnahmen durchgeführt. Doch in der breiten Öffentlichkeit nennt man Kirche und Missbrauch fast nur noch in einem Atemzug.

Das liegt auch an einer Zerrissenheit, die in Fulda wieder deutlich wurde. Hatte noch am Vorabend der Nuntius in seinem Grußwort mahnend die Heilige Kirche in den Mittelpunkt gestellt und vor eigenmächtigen Veränderungen gewarnt, so stellte der Vorsitzenden der Bischofskonferenz Bischof Bätzing klar: Es brauche sichtbare Zeichen der Veränderung. Kirche sei keine Institution mit nur weißen Westen. Selbstkritische Worte, die von vielen als wohltuend und passend empfunden wurden. Aber verändert - bewegt sich die Kirche denn nun? Ja schon - aber leider oft viel zu langsam. Es ist wie beim Wandertag: Das Tempo darf nicht allein die mutige Vorhut bestimmen. Auch diejenigen, die nicht ganz so schnell sind, dürfen nicht auf der Strecke bleiben. Alle aber, die den angesagten Aufbruch und Exodus verweigern und generell gar nicht mitgehen wollen, die darf man getrost auf ihren hohen Stühlen sitzenlassen, wenn man Gott entgegengehen will. 

Ingo Brüggenjürgen, Chefredakteur DOMRADIO.DE


Quelle:
DR