Meine Freundin war aufrichtig besorgt, als sie sich meine Arbeit vorstellte. Und natürlich hat sie recht. Es gibt sie einfach, die Tage, an denen mir nichts, gar nichts einfallen will, ich ohne Inspiration, ohne Spirit bleibe.
Ein Zustand, an dem dann weder der zweite Spaziergang, noch die zwölfte Tasse Tee etwas ändern kann.
Aber, es ist verrückt, irgendwann - und toitoitoi, bis jetzt immer noch vor dem Abgabetermin, kam dann doch immer eine Idee aus einer Zeitung oder einer Unterhaltung vorbeispaziert.
Oder stieg von woher auch immer, in just dem Moment, als ich sie brauchte, aus dem Meer der Erinnerungen auf.
Wie vor ein paar Jahren, als mir tatsächlich eine lange Weile und bis spät abends keine Idee für eine neue WunderBar kommen wollte.
Plötzlich aber fiel mir ein Nachmittag ein, an dem ich ein Deutschreferat hätte machen sollen. Auch damals raste die Zeit, und meine Gedanken kleisterten klebrig. Das Referatsthema war völlig frei. Einzige Vorgabe: es durfte nicht länger als zehn Minuten sein.
Als ich vor lauter Angst, dass mir gar nichts einfiele, schon fast zu Eis erstarrt war, zoomten meine Augen plötzlich auf: zehn Minuten. Und gleichzeitig hüpfte die Idee auf dem Blatt Papier vor mir herum: Zehn Minuten. Das war doch ein vortreffliches Thema!
So viele Fragen zog die Idee nach sich: Wie lang ist das eigentlich? Was kann man in zehn Minuten alles machen? Und was nicht? Was ist Zeit eigentlich? Warum können wir sie messen? Ähm, was messen wir da eigentlich? Mein Hirn ratterte, erhitzte sich. Ich schrieb und schrieb.
Als ich am nächsten Tag, atemlos und glücklich, nach auf die Sekunde genauen zehn Minuten über Zeit referieren, von meinen Blättern aufschaute, klatschten und trampelten meine Mitschüler.
Seit jenem Referat im Deutsch Leistungskurs weiß ich: die Frage ist nicht, ob es eine Idee gibt. Die Idee war immer schon da. Die Frage ist, ob ich die Idee als Lösung erkenne. Und vielleicht ist dieses Erkennen: Inspiration.
Ideen und Inspiration brauchen wir gerade jetzt, wo es darum geht, die Welt und die Wirtschaft nach Corona endlich klimafreundlich zu machen, dringlicher als je zuvor.
Zu Pfingsten wünsche ich deswegen: besonders viel Inspiration.