Wort des Bischofs

Unerklärliches Leid

Sieben Todesopfer hat der Unfall in der Nacht auf vorigen Sonntag in Luttach Südtirol gefordert. Viele Menschen stellen sich bei solch schrecklichen Unglücken die Frage, wie Gott so etwas zulassen kann. So auch Kardinal Woelki.

 (DR)

Schreckliche und erschütternde Nachrichten erreichten uns Anfang dieser Woche aus Südtirol. Ein fröhlicher Abend endete für sieben junge Menschen tödlich. Und es gibt zudem weitere Schwerverletzte. Ein junger Mann ist stark betrunken und viel zu schnell mit seinem Sportwagen in eine Reisegruppe junger Menschen gerast. Was für ein erschütterndes Unglück. Was für eine unfassbar schreckliche Nachricht für die Angehörigen und Freunde. Welches Leid für all die Menschen, die um die Opfer trauern. Von heute auf morgen wurden völlig Unschuldige aus ihrem jungen Leben gerissen.

Es gibt auch für mich als Bischof keine befriedigende Antwort auf die Frage, warum denn ein liebender und allmächtiger Gott solche tragischen Ereignisse zulassen kann. Ich glaube auch nicht, dass es in der derzeitigen Situation den Trauernden hilft, Dinge erklären zu wollen, die sich im Letzten nicht erklären lassen.

Aber es hilft, wenn wir Menschen zusammenbleiben. Wenn wir die Trauernden in ihrem Leid nicht allein lassen. Es gilt, für sie da zu sein, mit ihnen zu weinen, ihre Hand zu halten und für sie ein offenes Ohr zu haben – auch noch in den Wochen und Jahren danach. Als Christen wissen wir um die tröstende und aufbauende Kraft des Gebetes. Ja – gerade im Gebet finden wir Menschen auch in und für uns völlig unverständlichen Lebenslagen Trost und Halt. Unzählige Gläubige, die selber in ihrem Leid gebetet haben, bezeugen das. Als Christen leben wir in der tiefen Gewissheit, dass Gott uns gerade dann besonders nahe ist, wenn wir ihn am dringendsten brauchen. Dass er da ist und all unsere Tränen trocknet. Denn ganz gleich, welche schrecklichen und erschütternden Nachrichten uns auch immer erreichen – es gilt die Zusage des Herrn: „Seid gewiss, ich bin bei Euch alle Tage, bis zum Ende der Welt!“

Ihr
Rainer Woelki
Erzbischof von Köln