Das Gespräch dauerte den Angaben zufolge rund 40 Minuten. Auf einem vom Heiligen Stuhl veröffentlichten Video des Treffens wirkt die Stimmung zwischen den beiden offen und freundlich. Dabei macht Franziskus gegenüber Orban seine Anerkennung für die Aufnahme vieler ukrainischer Flüchtlinge in Ungarn deutlich. Dieser lud den Papst nach Ungarn ein.
Enzyklika "Laudato si" als Geschenk
Er habe mit Franziskus über den Krieg in der Ukraine und die Hunderttausenden von Ungarn aufgenommenen Flüchtlinge gesprochen, bestätigte Orban nach dem Treffen laut Medienberichten. Man sei an der "größten humanitären Operation aller Zeiten" beteiligt, und dies finde "auf der ganzen Welt Anerkennung und Respekt", so der ungarische Regierungschef.
Ungarn und den Vatikan verbinde der Blick auf die Familie als "die wichtigste Gemeinschaft unserer Zeit", führte Orban weiter aus. Es gelte, die Familie als wichtigste menschliche Gemeinschaft zu schützen und zu stärken. "Dabei können wir auf den Heiligen Vater zählen."
Auch bei der Budapestreise des Papstes im vergangenen September hatte eine Begegnung mit Orban stattgefunden. Unter Ausschluss der Öffentlichkeit traf Franziskus damals mit Orban, Vize-Regierungschef Zsolt Semjen und dem damaligen Staatspräsidenten Janos Ader zu einem Privatgespräch zusammen.
Orban schrieb im Anschluss auf Facebook, er habe Papst Franziskus gebeten, "das christliche Ungarn nicht verloren gehen zu lassen". Der Vatikan teilte mit, Themen seien die Rolle der Kirche im Land, Engagement für Umweltschutz sowie Verteidigung und Förderung der Familie gewesen. Am Donnerstag hob der Papst erneut seine Umwelt- und Sozialenzyklika "Laudato si" (2015) hervor. Eine Ausgabe schenkte er Orban.
Papst wünscht erneuten Ungarn-Besuch
Franziskus hatte sich am 12. September zur Feier des Abschlussgottesdienstes des einwöchigen internationalen Eucharistischen Kongresses der katholischen Kirche für einige Stunden in Budapest aufgehalten. Danach war er weiter in die Slowakei gereist. In den vergangenen Monaten bekräftigte der Papst mehrfach seinen Wunsch nach einem erneuten Ungarn-Besuch. Eine mögliche Station könnte die Benediktinerabtei Pannonhalma sein.
Orban bestätigte am Donnerstag, dass er Papst Franziskus offiziell nach Ungarn eingeladen und eine "ermutigende positive Antwort" erhalten habe. "Eure Heiligkeit, wir warten auf Sie", sagte Orban bei der Verabschiedung im Apostolischen Palast, wie auf der vom Vatikan veröffentlichten Videoaufnahme zu hören ist.
Orban ist nach 1998 bis 2002 seit 2010 erneut Ministerpräsident von Ungarn. Der 58-Jährige ist Calvinist, seine Ehefrau Aniko Levai Katholikin. Die vier Töchter des Paares wurden katholisch getauft, der Sohn ist Calvinist wie der Vater. Im Vatikan wurde Orban zuletzt 2010 offiziell empfangen, damals noch von Papst Benedikt XVI.