Ungewisse Zukunft nach Sudanreferendum

"Ein langer Weg"

Nach dem Referendum zur Unabhängigkeit des Süd-Sudan ziehen Beobachter positive Bilanz. Im Süden herrsche euphorische Stimmung, so Marina Peter vom ökumenischen Sudan-Forum im Interview mit domradio.de. Im Norden dagegen herrschten "viele Ängste" vor.

 (DR)

Auch der Norden des Landes müsse sich neu ordnen. Hier stellten sich die Frage der Demokratisierung und die, ob man vergessen werde. Aber auch der Süden habe noch" humanitär und entwicklungspolitisch einen langen Weg" vor sich, so Peter. Nur fünf Jahre nach einem Krieg, der schon 50 Jahre gedauert hat, sei die entwicklungspolitische Lage weiter verheerend. Ob der Demokratisierungsprozess gelingt, wisse man noch nicht.



Im Südsudan hat am Wochenende die Auszählung der Stimmen des Referendums über die Unabhängigkeit begonnen. Rund 3,9 Millionen wahlberechtigte Südsudanesen hatten eine Woche lang abstimmen können. Die Wahllokale schlossen am Samstag. Internationale Beobachter lobten den Verlauf der Abstimmung als weitgehend friedlich und gut organisiert.



Endergebnis Anfang Februar

Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) sagte in Berlin, die Südsudanesen hätten mit ihrer beeindruckenden Beteiligung gezeigt, dass sie ihre Zukunft mutig in die eigenen Hände nehmen wollten. Die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton sprach von einem Meilenstein für den Frieden im Sudan. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon rief alle Sudanesen zu Geduld und Besonnenheit während der Auszählung auf.



Das Endergebnis wird frühestens Anfang Februar erwartet. Erste Teilergebnisse aus einzelnen Wahllokalen und Regionen treffen bereits ein. Wie erwartet zeigen sie eine sehr große Mehrheit für die Abspaltung des Südsudans, der vorwiegend von Christen und Anhängern alter afrikanischer Religionen bewohnt wird.



Referendum ist rechtsgültig

Bis Mittwoch hatten bereits mehr als 60 Prozent der Wähler ihre Stimme abgegeben. Damit war das Quorum erreicht, mit dem das Referendum rechtsgültig wird. Die Abstimmung ist Bestandteil des Friedensabkommens von 2005, mit dem ein zwei Jahrzehnte währender Bürgerkrieg zwischen der Regierung im islamisch-arabisch geprägten Nordsudan und Rebellen im Süden beendet wurde. Zwei Millionen Menschen waren in dem Konflikt zu Tode gekommen.



Der sudanesische Präsident Omar Hassan al-Baschir hat versichert, er werde das Resultat der Volksabstimmung anerkennen. Fällt das Votum für die Unabhängigkeit aus, wird nach bisherigem Zeitplan am 9. Juli Afrikas 54. Staat entstehen. Der Sudan, mit 2,5 Millionen Quadratkilometer Afrikas größter Flächenstaat, würde dann etwa ein Viertel seines Territoriums verlieren. Von den 42 Millionen Sudanesen, gehören acht Millionen zum Süden. Noch ungeklärt ist die Aufteilung der Öleinnahmen. Der Großteil der Vorkommen liegt im Süden, die Häfen befinden sich aber im Norden. Der Südsudan verfügt auch über viel fruchtbares Land, ist aber stark unterentwickelt.