Gleichzeitig forderte das UNHCR neue Maßnahmen zur Rettung von Migranten aus Seenot. "Die Entscheidung der EU-Mitgliedstaaten, die Operation "Sophia" faktisch zu beenden, ist ein bedrückender Rückschlag für ein Europa der Humanität", sagte Dominik Bartsch, der Leiter des UNHCR in Deutschland, der "Welt am Sonntag".
Eine Seemission ohne Schiffe "bedeutet, das Meer denen zu überlassen, die Europa bekämpfen wollen, und jene dem Meer zu überlassen, die in Europa Schutz suchen".
Kapazitäten für die Seenotrettung erhöhen
Der deutsche UNHCR-Vertreter verlangte den Aufbau neuer Rettungsmissionen, um die Kapazitäten für die Seenotrettung zu erhöhen.
"Das heißt, es braucht mehr Schiffe, egal, wer sie stellt – in den Gewässern zwischen Libyen und Europa, dort wo Menschen ertrinken", sagte Bartsch der Zeitung. Zudem müssten Beschränkungen für private Retter aufgehoben werden.
Menschenunwürdige Bedingungen
Bartsch kritisierte, das Zurückschicken vieler Migranten vom offenen Meer nach Libyen. Die EU solle auf die libyschen Behörden einwirken, damit Migranten, die auf See aufgehalten werden, nicht zwangsweise und willkürlich inhaftiert werden.
Weiterhin säßen "Tausende Menschen vor den Toren Europas in libyschen Internierungslagern unter menschenunwürdigen Bedingungen fest, werden vergewaltigt, verkauft oder versklavt".
Beobachtung nur noch aus der Luft
Die EU-Staaten hatten in dieser Woche beschlossen, Aktivitäten von Schleusernetzwerken im Rahmen der Operation "Sophia" bis auf Weiteres nur noch aus der Luft zu beobachten.
Zuvor hatten sich die Länder nicht auf ein neues System zur Verteilung der aus Seenot geretteten Menschen einigen können.