Unicef-Bericht: Jedes zehnte Kind wächst im Krieg auf

Soforthilfen für über 62 Millionen Kinder nötig

Syrien, Irak, Jemen, Südsudan: Millionen Kinder leben in Kriegsgebieten. Unicef fordert langfristige Hilfen für die Jungen und Mädchen, um ihnen eine Zukunft ohne Gewalt zu bieten. Die Bundesregierung will die Finanzmittel aufstocken.

Kinder in Syrien (dpa)
Kinder in Syrien / ( dpa )

Rund 230 Millionen Mädchen und Jungen wachsen weltweit in Kriegs- und Krisenregionen auf. Dies geht aus dem am Dienstag in Berlin vorgestellten Bericht "Kinder zwischen den Fronten" des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen (Unicef) hervor. Jedes zehnte Kind auf der Welt lebt demnach in einem Land oder einer Region, die von bewaffneten Konflikten geprägt ist.

"Kinder sind unser höchstes Gut und sie sind in unserer Welt in größter Not und Gefahr", sagte Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) bei der Vorstellung des Berichts. Mehr als sechs Millionen Kinder unter fünf Jahren stürben jedes Jahr an Hunger und größtenteils vermeidbaren Krankheiten.

Der Programmdirektor von Unicef in New York, Ted Chaiban, geht davon aus, dass die schlechte Lage in den Krisen- und Kriegsgebieten für die Kinder anhalten oder sich sogar verschlechtern wird. "Wir erleben weltweit eine der schlimmsten Phasen von Konflikten seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges", sagte Chaiban. Man müsse langfristige Perspektiven für die Kinder schaffen.

Sexuelle Versklavung von Kindern und Jugendlichen

Laut Unicef ist die Not in Syrien, im Irak, im Südsudan, im Jemen oder in der Zentralafrikanischen Republik besonders groß. Allein in diesen fünf Staaten seien rund 21 Millionen Kinder von Krieg und Gewalt betroffen. Das Ausmaß der Gewalt gegen Zivilisten sei besonders dramatisch, da Terrorgruppen wie der "Islamische Staat" (IS) oder auch Boko Haram in Nigeria bewusst die Prinzipien des humanitären Völkerrechts missachteten. Mädchen und Jungen würden oftmals direkt zur Zielscheibe von Gewalt. Dazu gehörten auch gezielte Entführungen oder die sexuelle Versklavung von Kindern und Jugendlichen. In zahlreichen Konflikten unter anderem in Nigeria würden Kinder als Selbstmordattentäter missbraucht.

Das Entwicklungsministerium hat 2014 Unicef mit rund 150 Millionen Euro bei Projekten in Kriegs- und Krisengebieten unterstützt. Minister Müller zufolge soll die finanzielle Hilfe in diesem Jahr aufgestockt werden. Den genauen Betrag wollte er nicht nennen. Dies hänge von den abschließenden Haushaltsberatungen ab.

Unicef zufolge brauchen weltweit über 62 Millionen Kinder in Krisengebieten dringend Nahrung, sauberes Wasser und medizinische Hilfe aber auch Schutz vor Ausbeutung und Gewalt. Dazu werden rund 2,7 Milliarden Euro benötigt. Der Vorsitzende von Unicef Deutschland, Jürgen Heraeus, mahnte an, dass es offenbar einfacher sei für Naturkatastrophen Spenden zu bekommen, als für Kinder in Kriegsgebieten. "Wenn es uns nicht gelingt, dieser Generation Bildung und Hoffnung auf eine Zukunft zu geben, dann werden sie abdriften", sagte Heraeus. Dass der IS Kinder und Jugendliche erfolgreich rekrutiere sei nur ein Beispiel hierfür.


Quelle:
epd