Statistisch gesehen sei also in jeder Minute für elf Kinder "das Leben zu Ende, bevor es richtig begonnen hat", erklärte der Geschäftsführer von Unicef Deutschland, Christian Schneider. 45 Prozent der Todesfälle ereignen sich bereits im ersten Lebensmonat. In fast der Hälfte aller Fälle ist Mangelernährung für den Tod der Kinder mitverantwortlich.
Immerhin sei es gelungen, die Kindersterblichkeit von 12,7 Millionen Kindern unter fünf Jahren im Jahr 1990 zu halbieren und erstmals unter sechs Millionen zu senken, schreibt Unicef in seinem neuen Bericht "A Promise Renewed" ("Ein erneuertes Versprechen"). Seit der Jahrtausendwende hätten weltweite Anstrengungen dazu beigetragen, dass sich die Situation auch in den ärmsten Ländern verbessert. Auf diese Weise sei seit dem Jahr 2000 das Leben von 48 Millionen Kindern gerettet worden.
Überlebenschancen ungleich verteilt
Dies wurde dem Bericht zufolge unter anderem durch flächendeckende Impfungen, besseren Malaria-Schutz, Medikamente gegen eine Übertragung des Aids-Virus von Müttern auf Babys, sauberes Trinkwasser und mehr sanitäre Anlagen erreicht. Allerdings sind die Überlebenschancen der Kinder auf der Welt dem Report zufolge weiter sehr ungleich verteilt. Die größte Last der weltweiten Kindersterblichkeit tragen demnach mit 80 Prozent aller Todesfälle die Länder im südlichen Afrika und in Südasien. Das größte Risiko hat statistisch gesehen ein Kind in Angola, wo jedes sechste Kind seinen fünften Geburtstag nicht erlebt.
Große Unterschiede macht Unicef auch innerhalb der einzelnen Länder und sozialen Gruppen aus. Kinder aus armen Haushalten sterben laut Report fast doppelt so häufig wie Kinder von wohlhabenden Familien, Kinder in ländlichen Gebieten häufiger als Städter. Noch in diesem Monat wollen die Vereinten Nationen neue Ziele verabschieden.
Angestrebt wird, die Kindersterblichkeit bis 2030 in jedem Land der Welt auf unter 25 Todesfälle pro 1.000 Lebendgeburten zu senken. Wenn dies gelinge, könnten bis dahin etwa 38 Millionen Kinder gerettet werden, erklärte Unicef.