domradio.de: Auf dem Bildschirm wirkte er immer charmant und warmherzig – wie haben Sie denn Joachim Fuchsberger persönlich erlebt?
Rudi Tarneden (Pressesprecher UNICEF): Meine Zusammenarbeit mit Joachim Fuchsberger war etwas Besonderes. Ich habe ihn als einen Menschen erlebt, der in einen Raum hereinkommt und die Menschen schauen sich um. Nicht, weil er ein bekanntes Gesicht hatte, sondern weil er eine besondere Art hatte, physisch und auch geistig präsent zu sein. Mit einer unglaublichen Aufmerksamkeit und Konzentration und zugleich Zugewandtheit. Er hat keinen Unterschied gemacht, ob er irgendwelchen Stars gegenüberstand oder Kollegen von UNICEF oder Kindern. Alles hat er mit der gleichen Intensität angeschaut und gemacht. Das ist etwas, das bleibt.
domradio.de: Wie hat er sich denn für UNICEF engagiert?
Tarneden: Er hatte eine lange Geschichte mit UNICEF. Er war der erste deutsche UNICEF-Botschafter. Das kam zustande, weil in einer seiner Sendungen der bekannten Show 'Heute Abend' die damalige internationale UNICEF-Botschafterin Liv Ullmann, eine Schauspielerin, zu Gast war. Sie hatte ihn angesprochen und von UNICEF erzählt und auch um Unterstützung gebeten. Und er hat dann in Köln bei UNICEF angerufen und hat gefragt: Kann ich euch irgendwie helfen? Das war eine spontane Reaktion, dann hat man sich getroffen, und von da an hat er ganz viel gemacht. Er hat die Gelegenheit genutzt, in seiner Position in der Öffentlichkeit für Solidarität mit den ärmsten Kindern zu werben und die Arbeit von UNICEF zu unterstützen. Das hat er bei so vielen Gelegenheiten genutzt, dass man sie gar nicht aufzählen kann. Das Besondere war, dass er das sehr zurückhaltend gemacht hat, er wollte nie irgendwelche großen Reisen machen, um Projekte zu sehen. Er hat gesagt, das ist gar nicht notwendig, ich weiß ja, was ihr macht. Es ist viel wichtiger, dass ich an der Stelle, wo ich bin, helfen kann und einen Beitrag leiste.
domradio.de: Gibt es einen gemeinsamen Moment, ein Erlebnis, das seinen Charakter besonders gut zeigt?
Tarneden: Ja, das ist noch gar nicht so lange her, da war er schon ein alter Mann. Da war er hier bei uns und stand im Büro, und ich habe hier ein Bild von Sir Peter Ustinov, mit dem wir sehr viel gearbeitet haben. Und er guckte das Bild an und sagte: Ach, der Peter. Und was da raus kam, war eine Geschichte von Künstlern, die ihre große Karriere in der Nachkriegszeit angefangen hatten, die eine unglaubliche Bandbreite hatten. Fuchsberger war ja auch ein Multitalent. Er hat Radio gemacht, er hat Filme gemacht, er war Moderator, hat auch Lieder getextet. Also er war sehr vielfältig. Und er hat gleichzeitig immer seine persönliche Unabhängigkeit bewahrt, er war auch ein Querkopf, der durchaus auch mal rumgrantelte, aber gleichzeitig auch sehr viel Humor hatte. Was man auch sehen konnte, als er die alten Edgar Wallace-Filme später ironisierte. Als er mit einer jungen Generation von Filmemachern plötzlich über sich selbst lachte und sich selbst auch hochnehmen konnte.
Das Interview führt Tobias Fricke.