Ihr Terminkalender ist immer noch gut gefüllt. "Ich werde zu Vorträgen eingeladen, besuche Fachkonferenzen und Expertenrunden", sagt Roswitha Verhülsdonk. Mit Blick auf die demografische Entwicklung ist sie davon überzeugt, "dass die Erfahrungen von Senioren für die Arbeitswelt wie für das Ehrenamt viel stärker zu nutzen sind". Ein im Christentum verankertes politisches Denken erlebte Roswitha Woll, wie sie mit Mädchennamen hieß, schon in ihren Kinderjahren im rheinland-pfälzischen Oberspay und in Koblenz-Metternich. Ihr Vater Rudolf war bis 1933 aktives Mitglied in der Zentrumspartei. Den Nationalsozialisten fiel der Schulrektor unliebsam auf; er wurde inhaftiert und dann als einfacher Lehrer aufs Dorf strafversetzt. Auch ihre Mutter sei zwei Mal inhaftiert worden, berichtet Verhülsdonk. "So blieb ich in Distanz zum Dritten Reich."
1947 machte sie am Koblenzer Hilda-Gymnasium erfolgreich ihr Abitur und studierte Germanistik, Anglistik und Romanistik in Mainz. Zwei Jahre später heiratete sie Eduard Verhülsdonk, Journalist beim "Rheinischen Merkur", mit dem sie zwei Kinder hatte. Ihre 1950 geborene Tochter Ursula verunglückte 1966 tödlich.
Beruflich arbeitete sie zunächst als Referentin für Jugend- und Erwachsenenbildung in kirchlichen und staatlichen Einrichtungen. Zudem engagierte sie sich in der katholischen Verbandsarbeit. Bis in die 1990er Jahre hinein leistete sie ein enormes Pensum: Spitzenfunktionen in der CDU-Frauenvereinigung, Mitglied im Landesvorstand der CDU in Rheinland-Pfalz, viele Jahre Ratsmitglied der Stadt Koblenz, von 1972 bis 1994 Mitglied des Deutschen Bundestages, von 1985 bis 1990 dem CDU-Bundesvorstand zugehörig, von 1991 bis 1994 Parlamentarische Staatssekretärin.
Einsatz für das Lebensrecht ungeborener Kinder
Zudem engagierte sich Verhülsdonk in der kirchlichen Arbeit - unter anderem als Diözesanvorsitzende der Katholischen Frauengemeinschaft im Bistum Trier (1972 bis 1994) und von 1974 bis 1994 im Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK). Von 1971 bis 1975 war sie Mitglied der gemeinsamen Synode der deutschen Bistümer.
Vehement setzte sich Verhülsdonk in ihren Bonner Jahren für das Lebensrecht ungeborener Kinder ein. Ein weiteres Thema war die Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf für Frauen. Von 1982 an arbeitete sie maßgebend in der CDU-Kommission "Soziale Sicherung" mit. In diesem Gremium ging es darum, auf dem Hintergrund der sich abzeichnenden demografischen Veränderungen Vorschläge für die Fortschreibung des Generationenvertrages zu entwickeln.
Da verwundert es nicht, dass sie von 1996 an über die Dauer von zehn Jahren Vorsitzende der Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Verbände (BAGSO) wurde. Bis heute ist sie in dieser Dachorganisation Mitglied des Vorstandes, Vorsitzende des Expertenrates und -Fördervereins und Ehrendvorsitzende.
Und was macht Roswitha Verhülsdonk, wenn sie nicht gerade in Sachen Seniorenpolitik auf Achse ist? "Ich pflege meinen kleinen Freundeskreis", antwortet sie. "Wir unternehmen Wanderungen entlang des Rheins, der Mosel oder im Koblenzer Stadtwald und besuchen gelegentlich Konzerte, oder wir diskutieren miteinander." Aktives Altern ist für sie nicht nur Theorie.
Unionspolitikerin und Katholikin Verhülsdonk wird 85
Für einen fairen Umgang zwischen den Generationen
Die ehemalige CDU-Spitzenpolitikerin Roswitha Verhülsdonk wird heute 85 Jahre alt. Setzte sich die Christdemokratin in ihren mehr als drei Jahrzehnten als Kommunal- und Bundespolitikerin für Familien und Frauenrechte ein, bemühte sie sich seit ihrem Ausscheiden 1994 als Parlamentarische Staatsekretärin im Familien- und Seniorenministerium um das Thema aktives Altern.
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