Universität Bonn stärkt Theologie

Kooperation und Vernetzung

Die beiden Partner sind voll des Lobes übereinander. Ende März hatten das Institut für Prävention und Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt (IPA) und die Universität Bonn bekanntgegeben, künftig eng zusammenarbeiten zu wollen.

Autor/in:
Joachim Heinz
Studenten lernen gemeinsam / © Joyseulay (shutterstock)
Studenten lernen gemeinsam / © Joyseulay ( shutterstock )

"In dem Anliegen, Wissen für Forschung und Praxis zu generieren, verstärken wir jetzt ganz neu durch die Kooperation mit der Uni Bonn unsere wissenschaftliche Arbeit", sagt IPA-Leiterin Mary Hallay-Witte. Ein Fokus liegt auf dem Austausch mit der Katholisch-Theologischen Fakultät. Deren Dekan, der Moraltheologe Jochen Sautermeister, sieht in der Zusammenarbeit positive Effekte für beide Seiten. Das IPA stärke mit seiner Expertise auch das an der Fakultät angesiedelte Forschungsprojekt "Zuhören - Verstehen - Konsequenzen ziehen" zum Thema sexualisierte Gewalt. Umgekehrt profitiere das Institut von der neuen Anbindung an die Exzellenzuniversität.

Initiative von Bischof Ackermann

Für das IPA, das bisher eher einem Fachpublikum ein Begriff war, sicher ein Gewinn. Und dass der Weg zu einer Katholisch-Theologischen Fakultät nicht weit war, legt die Geschichte der noch recht jungen Einrichtung nahe. Die Initiative zur Gründung des Instituts 2019 ging vom Beauftragten der Deutschen Bischofskonferenz für Fragen des sexuellen Missbrauchs, dem Trierer Bischof Stephan Ackermann, aus.

Das Institut solle als "think tank" Akteure im Kampf gegen Missbrauch vernetzen und als "unabhängiges Dienstleistungsangebot" ausdrücklich auch Vertretern außerhalb der katholischen Kirche zur Verfügung stehen, sagte Ackermann damals. Getragen wird das IPA durch den Verein für Prävention und Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt.

Die Konstruktion soll mit dafür sorgen, dass das Institut unabhängig von Bischöfen oder Ordensgemeinschaften agieren kann. Gefördert werde das IPA von einer katholischen Familienstiftung, sagt Hallay-Witte. "Darüber hinaus trägt das Institut durch akquirierte Beratungsaufträge und eigene Fort- und Weiterbildungsangebote im Themenbereich der Prävention und Aufarbeitung selbst zur Finanzierung bei."

Drei neue Professuren

Das alles dürfte dank der nun vereinbarten Kooperation mit der Uni Bonn leichter fallen. Wenn Dekan Sautermeister von der Theologie in Bonn spricht, zeichnet er das Bild einer Disziplin im Neuaufbruch. Sowohl die katholische als auch die evangelische Theologie erhielten starke Unterstützung und Förderung durch das Rektorat und präsentierten sich aufgrund einer Fülle an interdisziplinären Ansätzen und Forschungsprojekten als "Universität im Kleinen".

Bei der katholischen Theologie macht sich das beispielsweise bemerkbar an drei neuen Professuren, aber auch an neuen Studienangeboten wie dem Modul "Ohnmacht-Macht-Missbrauch" im Rahmen des neuen Bachelorstudiengangs. "Während andere um ihren Bestand kämpfen, haben wir einen Aufwuchs", so der Dekan. Umweltschutz, Künstliche Intelligenz und andere Transformationsprozesse in der Gesellschaft: Theologie könne weiter eine wichtige Rolle spielen, wenn sie über den eigenen Tellerrand hinausschaue.

Dabei blendet Sautermeister die Probleme nicht aus. Die klassischen Berufsfelder wie Priester, Religionslehrer oder Pastoralreferent seien viel weniger gefragt. Zudem fehle es an wissenschaftlichem Nachwuchs, weil immer weniger junge Menschen Theologie studieren. In ihrer Wahrnehmung lassen sich Theologie und Kirche nicht voneinander trennen. Das heißt: Die Krise der Kirche wirkt auf die Berufsperspektiven und somit auf den Studienwunsch zurück.

Prüfung einer Standortverlegung nach Bonn

Manch einer wird in diesem Zusammenhang vielleicht auch an die aktuellen Verwerfungen im Erzbistum Köln denken und die von Kardinal Rainer Maria Woelki vorangetriebenen Pläne für die Kölner Hochschule für Katholische Theologie (KHKT).

Der Dekan, aber auch IPA-Leiterin Hallay-Witte wollen sich zu dieser Debatte nicht einlassen. Stattdessen verweist Sautermeister noch einmal darauf, dass evangelische und katholische Theologie in Bonn "selbstverständliche Bestandteile der Universität" seien. Gefragt nach der Entscheidung für Bonn betont Hally-Witte: "Die Arbeit des IPA soll über alle Bistumsgrenzen hinweg und gesamtgesellschaftlich Betroffenen helfen, Missbrauch verhindern und die Aufarbeitung vorantreiben."

Seit dem 1. April seien alle Stellen am Institut besetzt. Man könne nun mit einer Leitung und zwei wissenschaftlichen Mitarbeitenden "durchstarten". Die Stärkung der wissenschaftlichen Arbeit durch die Kooperation mit der Universität Bonn war laut Hallay-Witte nur ein erster Schritt. "Als folgerichtigen weiteren Schritt prüfen wir gerade eine Standortverlegung nach Bonn, um die Vernetzungsarbeit des IPA einfacher zu gestalten."

Quelle:
KNA