Scholz: Umstrittenes SPD-Wahlkampfvideo wird nicht genutzt

"Unser Land und auch ich sind vom christlichen Glauben geprägt"

Kanzlerkandidat Olaf Scholz reagiert auf die Kritik zum Wahlkampfvideo, in dem vor dem "erzkatholischen Laschet-Vertrauten" Nathanael Liminski gewarnt wurde. Die Lesart stimme nicht, so Scholz. Die SPD trete immer für eine tolerante Gesellschaft ein.

Vorstellung der Kampagne der SPD für die Bundestagswahl / © Kay Nietfeld (dpa)
Vorstellung der Kampagne der SPD für die Bundestagswahl / © Kay Nietfeld ( dpa )

"Der Kampagnenleiter hat mir berichtet, dass der Spot nicht genutzt wird", sagte Scholz im Interview der "Neuen Osnabrücker Zeitung" am Mittwoch. Nach Angaben von SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz zieht die SPD ihr umstrittenes Wahlkampfvideo mit Aussagen zu einem Vertrauten von Unionskandidat Armin Laschet (CDU) aus dem Verkehr.

Katholische Sexualmoral zum Thema gemacht

Zugleich trat Scholz Vorwürfen entgegen, mit dem Spot würden religiöse Bekenntnisse für den Wahlkampf missbraucht. Die Lesart stimme nicht, "die SPD tritt immer für eine offene und tolerante Gesellschaft ein", sagte der Spitzenkandidat. Auf die Frage, warum seine Partei vor einem Christen wegen seines Glaubens warne, sagte Scholz: "Das tut niemand. Unser Land und auch ich sind vom christlichen Glauben geprägt."

In einem Video, bei dem nacheinander russische Matroschka-Puppen unter anderem mit CDU-Politiker-Gesichtern geöffnet werden, wird auf die rechte Hand von Union-Spitzenkandidat Armin Laschet in der Landesregierung von Nordrhein-Westfalen, Nathanael Liminski (35), abgezielt. Es heißt darin: "Wer Armin Laschet und die CDU wählt...wählt erzkatholische Laschet-Vertraute, für die Sex vor der Ehe ein Tabu ist".

Liminski hatte 2007 als 22-Jähriger in einer Talkshow gesagt, dass er die ablehnende Position des Papstes zum Sex vor der Ehe teile. Er war damals Mitbegründer einer Vereinigung namens "Generation Benedikt", die Positionen von Papst Benedikt XVI. gegen die liberale Mehrheitsmeinung in Deutschland verteidigte.

Parteiübergreifende Kritik

Die Rede war von einem Tabubruch, weil bisher die religiöse Überzeugung von Parteigegnern im Wahlkampf bei Regierungsparteien nicht thematisiert worden war. Auch die Deutsche Bischofskonferenz warb für einen fairen Wahlkampf. "Den Umgang in dem Wahlwerbespot mit der Äußerung einer religiösen Überzeugung halten wir für unangemessen", so Sprecher Matthias Kopp.

Auch Volker Beck, ehemaliger religionspolitischer Sprecher der Grünen und Lehrbeauftragter am Zentrum für Religionswissenschaftliche Studien an der Universität Bochum, warnte im Interview mit DOMRADIO.DE vor einer Vergiftung des gesellschaftlichen Klimas. Es dürfe nicht darum gehen, was Liminski persönlich glaube. Da, wo sich Religion aber in konkrete Politik übersetze, sei sie durchaus Gegenstand politischer Debatte. "Natürlich kann man Nathanael Liminskis Verbindungen bis in das Netzwerk derer von Storch kritisieren. Man kann auch kritisieren, was er womöglich zur Abtreibung, zur Homo-Ehe oder dergleichen meint."


Nathanael Liminski im September 2020 / © Roland Weihrauch (dpa)
Nathanael Liminski im September 2020 / © Roland Weihrauch ( dpa )
Quelle:
KNA
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