Unsere Vorfahren waren besser darin, ihre Dämonen zu vertreiben

Leben in G-Dur

Jedes Jahr an Neujahr frage ich mich, warum tun wir das eigentlich? Unsere Zeit messen. Das ist ja keine neue Erfindung. Naturvölker haben das auch getan. Sie haben ihr Leben in Monden und Sonnwenden gezählt.

Alemannische Fastnacht (dpa)
Alemannische Fastnacht / ( dpa )

Wenn wir aber Zeit messen, dann gibt es natürlich Tage wie heute. Tage an denen ein neues Jahr, ein neues Jahrzehnt oder, wie vor 14 Jahren, gleich ein neues Jahrtausend anbricht. Spätestens dann soll sich, bitte schön, unser Leben endlich ändern. Glück, Erfolg, Gesundheit, Liebe, Familie. Alles, wonach wir uns sehnen, soll endlich kommen. Und solange es dauert ein Feuerwerk in der Silvesternacht am Himmel zu bestaunen, solange sind wir auch tief im Herzen bereit, etwas dafür zu tun. Naja, zumindest für die Gesundheit, nicht mehr rauchen, mehr bewegen, weniger essen und so weiter…

Aber was tun wir da eigentlich? Ich glaube, es geht um etwas, was unsere Vorfahren viel besser konnten. Sie waren so lebendig, wenn sie mit Tanz und Masken, Feuer und Radau die Dämonen vertrieben haben. Um mit den Dämonen ihre  Angst vor der Zukunft zu bändigen. Und darum geht es doch eigentlich: unsere Angst, vor dem was kommt.

Niemand von uns, damals nicht und heute nicht, weiß, was die Zukunft bringt. Natürlich kennen wir alle Pläne und Vorhaben, die wir schon in die Kalender für 2014 geschrieben haben. Aber, wissen? Wissen tun wir genau – nichts. Nicht, was wir werden konfrontieren müssen, nicht wem oder was, wir uns werden stellen müssen.

Aber auch nicht, was uns geschenkt werden wird. Welche kleinen oder vielleicht auch großen Wunder hinter der nächsten Wegbiegung auf uns, ganz persönlich, warten.

Ich weiß wovon ich rede, ich fürchte mich oft vor dem was kommt. Obwohl ich genau weiß, dass das reine Energieverschwendung ist. Die sollte ich lieber sparen für das was kommt, ich weiß.

Aber manchmal höre ich einen Satz, der mir hilft, mich weniger zu fürchten. Wie der, von dem kürzlich der Dirigent Daniel Barenboim erzählt hat. Jemand hatte ihm zum Geburtstag geschrieben, wir lebten alle ein Leben in G-Dur. Die Vergangenheit ist Geschichte. Die Zukunft Geheimnis. Und die Gegenwart Geschenk.

Bleibt mir, uns zu wünschen, dass wir das Geheimnis, Geheimnis sein lassen. ich bin sicher, umso mehr Geschenk werden wir leben.