Die katholischen Bischöfe in Kanada haben für die kommende Woche zu einer Spendensammlung für die indigene Bevölkerung des Landes aufgerufen. Mit der Kollekte am 25. und 26. September sollen generell alle unterstützt werden, die wegen der Corona-Pandemie Not leiden, heißt es in einer am Donnerstag (Ortszeit) veröffentlichten Erklärung der nationalen Bischofskonferenz. Ein besonderes Augenmerk solle dabei aber auf den Indigenen liegen.
Die Kirche in Kanada hatte zuletzt wegen des Umgangs mit Kindern aus indigenen Familien in der Kritik gestanden. Im 19. und 20. Jahrhundert waren Schätzungen zufolge mehr als 100.000 Kinder indigener Mütter - oft zwangsweise - in kanadischen Heimen untergebracht, von denen viele von katholischen Ordensgemeinschaften betrieben wurden.
Heranführung an die "christliche Zivilisation"
Sie sollten die Kinder im Auftrag des Staates an die "christliche Zivilisation" heranführen. Oft durften sie ihre Muttersprache nicht sprechen. Eine unbekannte Zahl von Kindern und Jugendlichen wurde körperlich misshandelt oder sexuell missbraucht, viele starben an Infektionskrankheiten. Seit Ende Mai wurden in Kanada auf ehemaligen Internatsgrundstücken durch Bodenradar mehr als 1.000 Gräber mit den sterblichen Überresten von Kindern entdeckt.
Die Gräberfunde hätten im ganzen Land die "Trauma der Überlebenden, der Familien und Gemeinschaften wieder aufleben" lassen, so der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Erzbischof Richard Gagnon, in einem Begleitbrief an alle Geistlichen. Die Bischöfe seien sich dieses Schmerzes bewusst und wollten gemeinsam mit den Indigenen den "Pfad der Aussöhnung" gehen. Ein wichtiger Schritt dafür sei auch das angekündigte Treffen von Papst Franziskus mit Vertretern zweier Gemeinschaften, erklärte der Erzbischof von Winnipeg.